Das Dorf und die Fremden

Das Dorf und die Fremden

Gesellschaft und Politik 

"Häslich hat Angst!", diese Plakate hingen überall im Dorf, als bekannt wurde, dass 34 Asylbewerber in die alte Schule einziehen sollen. Über 300 Demonstranten zogen im Frühjahr 2015 regelmäßig durch den Ort. Seitdem ist fast ein Jahr vergangen und viel passiert. Im Sommer kamen die Flüchtlinge tatsächlich ins Dorf: Familien, Kinder und alleinstehende Frauen. Die vielfältigen Ängste bestätigten sich nicht. Es blieb friedlich im idyllischen Haselbachtal. Aus abstrakten Fremden, vor denen man anfangs Angst hatte, wurden Nachbarn, Menschen, die wie die Einheimischen ihre Ecken und Kanten genauso wie ihre liebenswürdigen Seiten haben.
Seit Monaten kümmern sich zahlreiche Freiwillige um die Asylbewerber. Die Probleme mit den Fremden treten im Alltag auf, manchmal sind es an sich kleine Dinge mit unterschätzter Wirkung. Als beispielsweise die Gemeinde die neuen Dorfbewohner in gemeinnützige Arbeiten einbinden will, stoßen die Verantwortlichen auf unerwartete Ablehnung. Die meisten Flüchtlinge wollen nicht. Eine Afrikanerin dagegen will im Kindergarten arbeiten und darf dann nicht, weil sich ein anonymer Anrufer darüber beschwert.
Seit gut einem Jahr reist die Autorin Julia Cruschwitz immer wieder nach Häslich und dokumentiert, wie sich das Leben mit den Fremden im Dorf verändert. Ein Mikrokosmos stellvertretend für viele Orte in Deutschland.

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