Dänemark zwischen den Meeren

Dänemark zwischen den Meeren

Das geht nur auf der Landspitze Grenen in Skagen, dem nördlichsten Punkt Dänemarks: Mit einem Bein steht man in der Nordsee, mit dem anderen in der Ostsee. Doch nicht nur das Zusammentreffen von Skagerrak und Kattegat macht die Region Nordjütland besonders: Der Wind, der von beiden Meeren herkommt, wütet hier so stark, dass gewaltige Wanderdünen sich quer durch die Landschaft wälzen und alles unter sich begraben.

Bent Lykkegård Petersen ist der Dünenvogt an der Nordseeküste bei Løkken. Auf einer Strecke von 42 Kilometern Sandstrand soll er den Sandflug stoppen. Das macht er mit Tannenzweigen, die er in die Dünen legt. Ein schier aussichtsloses Unterfangen, denn der Wind bläst hier oben oft in Orkanstärke. Doch Bent liebt seine Arbeit, seit 20 Jahren macht er das schon. Seine Tochter Sine hat gerade Semesterferien und hilft ihm. Es ist einer der letzten Jobs für den Dünenvogt. Der Umweltbehörde ist der Kampf gegen den Sandflug auf Dauer zu teuer. Ein schwerer Schlag für Bent und seine Familie.

Mit ganz anderen Sorgen plagt sich Kim Løvgreen. Eigentlich hat der Leuchtturmwärter von Skagen "den besten Job der Welt", wie er selbst sagt: Der Turm ist voll automatisiert, er muss höchstens alle paar Monate die Hightech-Energiesparlampe wechseln. Wenn da nur nicht die vielen Urlauber wären. Seit die Touristeninformation geschlossen ist, halten alle Kim für die Touristenauskunft. Sie fragen ihn, wo sie ihr Camping-WC leeren können oder wo der nächste Supermarkt ist. Kim trägt es mit Fassung. Aber er sehnt den Winter herbei. Da wird es ruhiger.

Ruhe satt gibt es auf der Ostseeinsel Læsø. Die Inselgemeinde ist die kleinste Kommune Dänemarks, Besucherströme sind den Insulanern fremd. Sie leben von "Gold" - und das gibt es hier gleich mehrfach. Da ist zum einen der Jomfruhummer, zu Deutsch Kaisergranat. Das ist eine Art rote Mini-Version des Hummers und in Europa eine begehrte und gewinnbringende Delikatesse. Der Fischer Gregers Jacobsen fährt fast jeden Tag mit seinem Holzkutter aufs Meer, um nach dem "roten Gold" zu schürfen. Das Problem: Jomfruhummer ist extrem schwierig zu fangen. Er lebt in Höhlen auf dem Meeresgrund und verlässt diese nur zum Fressen und zum Paaren. Und die Paarungszeit ist nur alle zwei Jahre.

Poul Christensen kümmert sich um das "weiße Gold" von Læsø: Salz. Im Mittelalter gab es hier eine komplette Siedesalz-Industrie, sie machte die Bewohner reich. Leider hatten sie irgendwann sämtliche Bäume als Brennholz verfeuert, die Salzproduktion war am Ende, die Insel kahl. Heute gibt es wieder Wälder und Salz. Dank Poul Christensen. Er ist eigentlich Lehrer, Salzgewinnung kannte er nur aus dem Geschichtsunterricht. "Das war eine Schnapsidee", sagt Poul. Er hatte bei einem Trinkgelage mit einem Archäologen gewettet, dass er es schafft, die mittelalterlichen Salzsiedehütten wieder aufzubauen. Poul ist jetzt Salzsiedemeister und das Salz von Læsø ein Exportschlager.

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