Chlini Sprüng

Chlini Sprüng

Seit 30 Jahren arbeitet Pipe als Knecht bei der Bauernfamilie Duperrex. Willig erledigt er, was man ihm aufträgt. Mit seinem kärglichen Leben in totaler Abhängigkeit scheint er sich abgefunden zu haben. Doch dann kommt er ins AHV-Alter und erhält bares Rentengeld ausbezahlt. Er spart, und nach einem Jahr kauft er sich zum Erstaunen und Entsetzen seiner Umgebung ein Moped. Der italienische Saisonnier Luigi bringt ihm das Fahren bei, und bald wagt der Knecht seine ersten Ausflüge in die Umgebung. Mit den neuen Erfahrungen beginnt sich Pipe zu wandeln. Er überwindet seine bisherige Passivität und Abhängigkeit und wird zusehends aktiver und eigenständiger.

Pipes überraschende Persönlichkeitsveränderung bringt auch unter den anderen Bewohnern des Bauernhofs einiges in Bewegung. Schon lange schwelende Konflikte brechen aus. Der Sohn Alain möchte den stark verschuldeten Hof modernisieren und bekommt Streit mit seinem Vater John . Mutter Rose (Mista Préchac), Seele und Herz des Bauernhofs, versucht vergeblich zu vermitteln. Alle drei haben aber kein Verständnis für die Eskapaden ihres Knechts Pipe, der immer übermütiger wird. Bei einem Ausflug zu einem Motocrossrennen trinkt er zu viel, und die Polizei verbietet ihm, jemals wieder mit dem Moped zu fahren. Mit der Sofortbildkamera, die er bei einem Wettbewerb gewonnen hat, beginnt er nun, seine Umwelt zu erforschen. Mit listigem Schalk verfolgt er unbeirrbar seinen Weg zur Freiheit.

«Pipe fährt allen davon! Die Filmprofis wählten 'Les petites fugues' zum besten Schweizer Film aller Zeiten», titelte die «Sonntags-Zeitung» am 21. Januar 2001. Aus einer Vorauswahl von 85 Filmen hatte eine Expertenjury Luc Yersins Kinohit von 1979 auf Platz 1 gehievt. «Les petites fugues», der erste Langspielfilm des Westschweizer Regisseurs, der am 4. Oktober 2012 seinen 70. Geburtstag feiern kann, wurde im In- und Ausland bei Publikum und Kritik zu einer der erfolgreichsten Produktionen der jüngeren Schweizer Filmgeschichte. Der Film kam erst nach mehrjährigen Vorbereitungen und vielen produktionsbedingten Schwierigkeiten im April 1979 in die Kinos, wurde überraschend positiv aufgenommen und erhielt im August 1979 in Locarno den Silbernen Leoparden und den Preis der ökumenischen Jury.

Das Schweizer Fernsehen entschloss sich deshalb 1981, erstmals eine Mundart-Synchronisation zu produzieren. Dabei lieh der unvergessene Charakterdarsteller Sigfrit Steiner dem Knecht Pipe seine Stimme. Weitere Rollen sprachen Margrit Winter und Hans-Peter Müller .

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