China, neues Reich der Kunst?

China, neues Reich der Kunst?

Lange Zeit fristete die zeitgenössische chinesische Kunst ein Schattendasein. Unter dem Vorwand der Befreiung von der bürgerlichen Ideologie zerstörte die Staatskunst der Ära Mao Tse-tung das historische und kulturelle Erbe Chinas und verunsicherte die Kunstschaffenden. Doch in den letzten 30 Jahren emanzipierte sich die Kunst nach und nach von der Bevormundung durch das Regime und verschaffte sich Gehör. China ist heute mit einem durchschnittlichen Pro-Kopf-Inlandsprodukt von knapp 3.500 US-Dollar die drittgrößte Wirtschaftsmacht der Welt und hegt den Wunsch, die Konkurrenz zu überflügeln. Vor diesem Hintergrund illustrieren chinesische Künstler das individuelle Streben nach Reichtum in seinen extremen Formen. Ausdruck dieser Maßlosigkeit sind die monumentalen Werke Huang Yong Pings, zum Beispiel sein Cockpit in Originalgröße und ein mit Blattgold beschichteter Pavillon der Song-Dynastie. Der Gründer der 1986 entstandenen Avantgarde-Bewegung 'Xiamen Dada' sucht den Dialog der chinesischen Kultur mit dem Rest der Welt. Andere Künstler gehen auf dem Gebiet der Performance bis an die Grenzen ihrer körperlichen Belastbarkeit, um das Trauma von Individuen zu verdeutlichen, die sich in ständigem Konflikt mit dem Kollektiv befinden. So lässt sich der Künstler Lin Yilin einmauern, He Yunchang taucht für 24 Stunden in ein Betonbad ein und Zhang Huan bedeckt seinen Körper mit Öl und Honig, um in öffentlichen Toiletten Fliegen und Ameisen anzuziehen.

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