China - Im Reich der Mosuo-Frauen

China - Im Reich der Mosuo-Frauen

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Lamu Mian Zhe und ihre Familie werden dieses Jahr vom Pech verfolgt. Lamu war schwer krank und musste operiert werden. Für die Behandlung machte sie Schulden. Dann kam ein Cousin bei einem Unfall ums Leben. Solche Probleme betreffen bei den Mosuo stets die ganze Familie, vor allem aber die «Ama», das weibliche Oberhaupt der Familie.

In Lamus Familie trägt ihre Mutter Zhima die Verantwortung und auch die Hauptlast der täglichen Haus- und Feldarbeit. Lamu versucht, durch den Verkauf von Webarbeiten die Schulden abzutragen. Währenddessen kümmert sich ihr Bruder Sogna um ihre zwei Töchter, denn bei den Mosuo sind die Onkel für die Erziehung der Kinder zuständig.

Der Vater lebt nicht bei ihnen, sondern bei seiner eigenen Mutterfamilie. Sogna wiederum verlässt abends das Haus, um die Nacht bei seiner Lebensgefährtin zu verbringen. «Wanderehe» nennen die Mosuo diese Art von Beziehung. Sie kann nur ein paar Nächte dauern - oder aber ein Leben lang.

Zum Volk der Mosuo gehören heute noch etwa 40 000 Menschen, die in den chinesischen Ausläufern des Himalajas traditionell von der Landwirtschaft leben. Auch wenn viele junge Mosuo inzwischen in den grösseren Städten arbeiten oder im Tourismus am See, kommen sie zu den Familienfesten wieder zusammen.

Eines der wichtigsten Feste im Leben einer Mosuo-Frau ist die Volljährigkeitszeremonie. Lamu und Sogna reisen zu diesem Fest ihrer Nichte in das abgelegene Bergdorf Lijiazui. Mit 13 Jahren werden dem Mädchen zum ersten Mal die festlichen Mosuo-Frauenkleider angelegt. Ab dann darf es seine Meinung im Familienrat sagen, wo Probleme zwischen den Generationen und Geschlechtern gelöst werden. Das Wichtigste für die Mosuo ist die Harmonie in der Familie. Doch hat diese Jahrtausende alte Kultur im modernen China noch eine Überlebenschance?

«360° - GEO» hat ihre Familie besucht und eines der letzten Matriarchate im heutigen China erlebt.

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