China: die neuen Gewerkschaften
An einem Sonntagmorgen in einer Vorstadt von Shenzhen im Süden Chinas sitzt ein junger Anwalt in einem Büro barfuß mitten unter jungen Arbeitern: He Yuancheng und zwei seiner Kollegen klären 30 Wanderarbeiter, Frauen und Männer, über ihre Rechte auf. Sie erklären ihnen, wie sie über Lohnerhöhungen verhandeln können, auf welche Art und Weise sie die Arbeitgeber unter Druck setzen dürfen, durch Demonstrationen und durch Streiks. Offiziell sorgt die kommunistische Regierungspartei mit ihren Organen allumfassend für ihr Volk, so sehr, dass so etwas wie soziale Rechte gar nicht erst erlassen werden mussten. Das aber geht nicht mehr so weiter, scheint es, im China unserer Tage. Die neue Generation ist nicht mehr bereit, wie noch ihre Eltern und Großeltern, sich im Dienste der Partei zu opfern. Sie wissen, wie es außerhalb Chinas zugeht, sie profitieren vom Wirtschaftsboom in China und verlangen, daran auch beteiligt zu werden.