Chaos im Kopf

Chaos im Kopf

Er ist blind und kann doch sehen. Wenn der 40-jährige Norbert Kenklies von seiner Mutter am Arbeitsplatz abgeholt wird, geht er direkt an ihr vorbei, weil er sie nicht erkannt hat. Eine Person hat er gesehen, aber er kann das Gesicht nicht zuordnen; erst durch die Sprache erkennt er sie. Der Grund: Nach einem Herzstillstand sind Teile des Gehirns geschädigt. Seitdem hat sich sein Leben dramatisch verändert. 'Klatschen Sie mal in die Hände', sagt der Arzt. Die rechte Hand der Patientin fährt durch die Luft, die Linke aber hängt schlaff nach unten. Trotzdem ist sie fest überzeugt, in beide Hände geklatscht zu haben. Die 80-Jährige hat nicht das Gefühl, dass etwas falsch läuft, sondern in ihrer Wahrnehmung ist alles wie früher. Nur zwei Beispiele für Fehlwahrnehmungen des Gehirns nach Unfällen, Hirntumoren oder eben Schlaganfällen. Der Film zeigt, wie wenig wir dann Herr unserer Sinne sind. Wie Körper und Geist disharmonieren und welche Folgen das für das weitere Leben hat. Es kann jeden treffen, auch im jüngeren Lebensalter. 'Herr Professor, was ist bloß in meinem Kopf los?', so ein Hilferuf eines Patienten. Wenn die Betroffenen die Einschränkungen nach und nach wieder begreifen, empfinden sie ihre Situation häufig als grotesk und schlimm. Auch die Angehörigen haben Mühe, damit fertig zu werden. Norbert Kenklies musste auch noch die Trennung von seiner Freundin und dem gemeinsamen Kind verkraften, aber den rheinischen Humor hat er nicht verloren: 'Die Krankheit hat meine Kündigung nicht akzeptieren wollen', sagt er , 'also bin ich jetzt wie ich bin.

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