Chagalls Deckengemälde, Kontroverse in der Pariser Oper
Am 23. September 1964 feierte die Pariser Oper ein neues Werk. Dabei handelte es sich weder um ein Ballett noch um eine Oper, sondern um das neue, 220 Quadratmeter große Deckengemälde im Zuschauerraum, das der aus Russland stammende Maler Marc Chagall geschaffen hatte. Er war bereits weltberühmt, als er vom französischen Kulturministerium den Auftrag bekam, das monumentale Bild zu entwerfen - es wurde zu einer farbenfrohen Hymne an die Musik, Chagalls zweiter Leidenschaft neben der bildenden Kunst.
Zeitgenössische Kunst im historischen Gebäude der Pariser Opéra Garnier - es brauchte nicht mehr als das, um die Kunstwelt in Aufruhr zu versetzen und den ewigen Streit zwischen den Befürwortern der Klassik und den Verfechtern der Moderne neu zu entfachen. Das Deckengemälde wurde zu einer Art Staatsaffäre. Das von dem damaligen Kulturminister André Malraux in Auftrag gegebene Werk konnte schließlich nur unter strengster Geheimhaltung entstehen: Es wurde vor neugierigen Blicken und vernichtenden Kritiken seitens der Presse geschützt, die selbst vor antisemitischen Äußerungen nicht haltmachte.
Dass das riesige moderne Deckengemälde in der Opéra Garnier, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erbaut worden war, überhaupt fertiggestellt werden konnte, ist Malraux' Entschlossenheit, dem künstlerischen Engagement des damals bereits 77 Jahre alten Chagall und der tiefen Freundschaft zu verdanken, welche die beiden Männer verband.
Nur wenige kennen die Hintergründe der Entstehung dieses Meisterwerks. Im Archiv der Pariser Oper sind rund 400 Dokumente zu seiner Geschichte aufbewahrt. In der Dokumentation beleuchten Historiker, Kunsthistoriker und Chagall-Experten die spannenden Zusammenhänge, die dieses imposante Gemälde so einzigartig machen.