Brinkmanns Zorn

Brinkmanns Zorn

Am 16. April 2015 jährt sich der Geburtstag des Schriftstellers und Medienpioniers Rolf Dieter Brinkmann zum 75. Mal. Aus diesem Anlass zeigen wir Harald Bergmanns preisgekrönten Film "Brinkmanns Zorn".

Der Film portraitiert einen Dichter, der alles auf einmal begehrt - Liebe, Tod, Pop, Hass, Kunst. Bedingungslos gleichzeitig und mit gnadenloser sprachlicher Wucht hat die Literaturikone Rolf Dieter Brinkmann auf jedes Alltagsdetail eingedroschen. Der Film begleitet ihn auf seinen medialen Streif- und sprachlichen Raubzügen durch die hassgeliebte Kölner Innenstadt. Den Original-Tonband- und Super8-Aufnahmen Brinkmanns hat Regisseur Harald Bergmann eine visuelle Welt hinzugefügt, die das sprachliche und soziale Universum Brinkmanns nachzeichnet.

Während Brinkmanns grenzenlos-wütende und aufschäumend-leidenschaftliche Stimme über den Zuschauer hereinbricht, folgt man den lippensynchron agierenden Schauspielern durch die in schöner bundesrepublikanischer Wohlstandsgemütlichkeit eingerichtete Großstadt. Bei Brinkmanns Stadtbeschimpfung müssen sich nicht nur der faulig-gelbe Himmel und die darin fliegenden Vögel, sondern auch Gebäude und Straßen den Beschwerden des Dichters stellen. In furiosen Wortkaskaden und lustvoller Verweigerung berauscht sich der wütende Flaneur Brinkmann am Alltagshass. Dabei erzählt der Film aber auch die Geschichte einer fatalen Liebe - einer Liebe zur Sprache, die nicht mehr vertrauenswürdig ist und der Liebe zu seinem Sohn, dessen Sprachbehinderung ihn scheinbar unrettbar fern von seinem Vater entrückt hat.

Rolf Dieter Brinkmann wurde 36 Jahre jung am 23. April 1975 vor dem Pub "The Shakespeare" in London von einem Auto überfahren. Sein medialer Nachlass wurde 30 Jahre von seiner Witwe Maleen verwahrt und dann für diesen Film Harald Bergmann zur Umsetzung anvertraut. Die zwölf Stunden der von Brinkmann im Jahr 1973 aufgenommenen Tonbänder bilden die Grundlage des Kinofilms. Durch die Verknüpfung von Spielfilm, Dokumentation, Super 8 Filmen, die Brinkmann in der 68er-Zeit drehte, Arbeitsbüchern, Collagen und den originalen Tonbändern entsteht eine neue Art der filmischen Biographie. Fiktion und dokumentarisches Material gehen eine symbiotische Verbindung ein und schaffen eine beeindruckende Nähe zwischen Zuschauer und Geschichte.

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