Briefe an Freunde

Briefe an Freunde

Film von Tom Franke 'Von der Sowjetunion lernen, heißt siegen lernen!' - Diese Losung bestimmte den politischen Alltag in der DDR. Die Sowjetunion wurde von der Staats- und Parteiführung der DDR als Vorbild aller gesellschaftlichen Bereiche propagiert und die 'Deutsch-Sowjetische Freundschaft' nie in Frage gestellt. War die Staats- und Parteiführung an einer kontrollierten Umsetzung der 'Deutsch-Sowjetischen Freundschaft' interessiert, so erschwerte und unterband sie überwiegend die freie Kontaktaufnahme zu Bürgern der Sowjetunion. Ein Großteil der DDR-Bevölkerung betrachtete die sowjethörige Jubelpropaganda als agitatorische Floskeln, die nichts mit ihrer Lebensrealität zu tun hatten. Die 'Gesellschaft für Deutsch Sowjetische Freundschaft' (DSF) war eine in allen Bereichen des politischen Lebens der DDR agierende Organisation. Einer ihrer Aufrufe im DDR-Fernsehen verursachte eine regelrechte Schwemme an Wünschen nach Brieffreundschaften. In einigen Fällen entstanden sogar echte persönliche Freundschaften. Es fanden sich Menschen, die ein gemeinsames Interesse, eine gemeinsame Lebenssicht besaßen und sich darüber austauschen wollten. Es kam auch zu zufälligen, fast kuriosen Zusammentreffen, wie das Beispiel des Reichsbahnelektrikers Jürgen Ring zeigt. Herr Ring erhielt als Bahnangestellter Freifahrtscheine. Er entschied sich, seine fast vergessene Brieffreundin in Leningrad zu besuchen. Aus diesem ersten Besuch entwickelte sich eine bis heute andauernde Beziehung. Der Film stellt eine Reihe von Menschen vor, deren individuelle deutsch-sowjetische Freundschaften sich bis in unsere Zeit erhalten haben. Die Dokumentation zeichnet dabei ein differenziertes Bild, blickt unter die Oberfläche der Propaganda und arbeitet die Ambivalenz der Beziehung zwischen der DDR und ihrem 'großen Bruder' heraus.

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