Brasiliens Weg zur Weltmacht
Die meisten der rund 200 Millionen Brasilianer haben vom Aufschwung profitiert. Allein 40 Millionen sind der extremen Armut entkommen und können sich erstmals größere Anschaffungen leisten. In den Stadtzentren von Rio und São Paulo investiert die Regierung Milliarden, um Hunderte von Favelas in Stadtviertel mit Abwassersystemen, Straßenbeleuchtung, Postzustellung und mehr Sicherheit durch feste Polizeistationen zu verwandeln. Inzwischen zählt die Mehrheit der Brasilianer zur Mittelschicht. Trotzdem macht das Land im Vorfeld der Fußball-WM 2014 mit Massendemonstrationen von sich reden. Die Bürger der neuen Mittelschicht wollen mehr: Mehr politische Mitsprache, bessere Schulen und ein funktionierendes Nahverkehrssystem. Nach den rasanten Aufstiegsjahren droht auch wieder eine höhere Inflation. Nicht wenige Brasilianer haben sich durch Kreditkäufe verschuldet und fürchten um ihren neu erworbenen Lebensstandard. Die beiden Filmemacherinnen Nina Hellenkemper und Birgit Schulz beleuchten die Facetten des brasilianischen Aufschwungs, aber auch die Schattenseiten des neuen Brasilien. Sie haben nicht nur Vorzeige-Unternehmen wie JBS besucht, den größten Fleischkonzern der Welt, sondern zeigen unter anderem auch am Beispiel des Staudammprojekts Belo Monte mitten in einem Indianergebiet am Amazonas, wie die Regierung ihre wachstumsorientierte Wirtschaftspolitik ohne Rücksicht auf ökologische und menschliche Belange durchsetzt. Die Dokumentation verbindet die Analyse der brasilianischen Entwicklung mit der Lebensgeschichte Dilma Rousseffs. Während der Militärdiktatur gehörte sie zum Führungszirkel der Guerilla und kam dafür genauso ins Gefängnis wie ihr Vorgänger Lula da Silva, der damals die illegalen Streiks anführte. 'Der Riese ist aufgewacht', rufen heute die Demonstranten auf den Straßen. Die Dokumentation zeigt, wie Brasilien selbstbewusst seinen Platz in der Welt fordert.