Brasilien: Der große Sprung zurück

Brasilien: Der große Sprung zurück

In der Nacht des 17. April 2016 stimmte das brasilianische Parlament nach einem langen politischen und gesellschaftlichen Hin und Her für die Amtsenthebung von Lula-Nachfolgerin Dilma Rousseff. Sie war erst 16 Monate zuvor wiedergewählt worden. Nach ihrer Suspendierung ist das Land tief gespalten: Die Rechten gewannen an Terrain, während die Linken und ihre Arbeiterpartei immer mehr an Vertrauen einbüßten. Michel Temer folgte seiner ehemaligen Verbündeten Roussef an die Staatsspitze. Die Opposition bezeichnete sein Vorgehen als "parlamentarischen Staatsstreich". Temer kürzte als erstes die Ausgaben für Soziales. Die Sozialpolitik seiner Vorgängerregierungen wollte er vergessen machen. Der bekannte brasilianische Comedian Gregório Duvivier, der in Internetvideos korrupte Politiker und Firmenbosse seit Jahren der Lächerlichkeit preisgibt, fürchtet, dass sein Land wieder in die alten Mechanismen der Militärdiktatur zurückfällt, und beleuchtet die Folgen des Machtwechsels auf einer Reise quer durch Brasilien. Duvivier hat Menschen getroffen, die das politische Geschehen in Brasilien nicht akzeptieren wollen. Menschen, die sich für Obdachlose, bessere Bildung oder die landlosen Bauern einsetzen. Frédérique Zingaro und Mathilde Bonnassieux haben Gregório Duvivier im Jahr 2016 begleitet und ziehen gemeinsam mit ihm Bilanz. Ihre These: Die Amtsenthebung von Dilma Rousseff war für Brasilien ein großer Sprung zurück - alle Sozialbudgets wurden eingefroren und Milliardäre umgarnt, reaktionäre Parteien finden zunehmend Rückhalt in der Bevölkerung. Andererseits sitzt so mancher der Korruption überführter Ex-Machthaber in Haft, die sozialen Bewegungen finden neuen Aufschwung und die fortschrittlichen Parteien zeigen sich kampfeslustig.

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