Boten von der Geisterinsel

Boten von der Geisterinsel

In großen Bögen drehen Flughunde ihre Runden über Dschungelriesen, Bächen und einem Wasserfall. Längst haben sie die Masoala-Halle von Zürich in Besitz genommen. Vierzig Fledertiere sind sie. Aber das fällt in dem riesigen madagassischen Regenwald unterm Foliendach gar nicht auf. Seltsames Gebrüll kommt aus dem Gummibaum. Dort haben sich Rote Varis versammelt. Die meisten Tiere in der Halle stören sich nicht daran. Sie sind jetzt in der Balz. Das Weibchen der Vasa-Papageien verliert gerade seine Federn. Die kahle gelbe Kopfhaut zeigt Wirkung, denn das Männchen weicht kaum noch von seiner Seite. Ganz selten einmal lässt sich der Große Tanrek blicken. Dieser Borstenigel stöbert erst in der Dämmerung durch die Halle. Von den klassischen Vertretern der sonderbaren madagassischen Tierwelt fehlen in Zürich lediglich die nachtaktiven Fingertiere, die Aye Ayes. Im Zoo Jersey klopfen die Lemuren mit dem extrem dünnen, langen Finger schon seit Mitte der Sechzigerjahre aufs Holz, wenn sie nach Larven suchen. Der zoologische Garten auf der Insel im Ärmelkanal ist der einzige außerhalb Madagaskars, der erfolgreich Aye Ayes züchtet. Es gibt heute kaum eine madagassische Tierart, die nicht vom Aussterben bedroht oder zumindest sehr selten geworden ist. Viele werden in ihrer Heimat noch immer mit unheilvollen Geistern in Verbindung gebracht und deshalb getötet. Vor allem aber schrumpft ihr Lebensraum mehr und mehr. Nur in geschützten Gebieten haben sie eine Chance. Gemeinsam mit Naturschutzorganisationen und wissenschaftlichen Instituten versuchen deutsche und andere europäische Zoos, ihnen mit Erhaltungszuchten und Unterstützung vor Ort zu helfen.

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