Bonne Nuit Papa - Meine Familie in Kambodscha

Bonne Nuit Papa - Meine Familie in Kambodscha

Martina Kem erzählt die Geschichte ihres Vaters Ottara Kem, der nie über seine kambodschanische Herkunft gesprochen hatte. Auf Fragen reagierte er mit Schweigen. Als junger Mann kam er 1965 aus Kambodscha in die damalige DDR, studierte dort und baute sich ein neues Leben auf. Erst auf dem Sterbebett beginnt er, mit seinen Töchtern über seine Vergangenheit und seine Familie zu sprechen. Er wünscht sich, in seinem Heimatdorf begraben zu werden. Für die Töchter beginnt damit eine Reise ins Unbekannte. Langsam entdecken sie ihre fremde, neue Heimat, deren Rituale, Gebräuche und die neue Familie, die sie in ihrer Mitte aufnimmt. Marina Kem entscheidet sich, auf die Suche nach der Vergangenheit eines Menschen zu gehen, der ihr so nah und doch so fremd ist. Die Zeit des Abschiednehmens wird gleichzeitig eine Zeit des Kennenlernens. Unerschrocken und feinfühlig ergründet die Autorin die Vater-Tochter-Beziehung. In Briefen und Tagebuchaufzeichnungen erfährt sie von seinen Gedanken, Beobachtungen und Gefühlen. Dabei gerät sie immer tiefer in die Geschichte der Ideologiekriege und jahrzehntelangen politischen Unruhen in Kambodscha und erfährt, dass viele Mitglieder der Kem-Familie durch das Regime der Roten Khmer gefangen gehalten, gefoltert und getötet wurden. Umso erstaunlicher und berührender wirken die heutigen Begegnungen mit den Überlebenden, die zeigen, dass Güte und Liebe trotz allem Grauen stärker sind als Hass und Gewalt. Auch über Ottara Kems Leben in der DDR erfährt man viel. Die Gespräche mit der Familie, mit Freunden und Kollegen von Ottara Kem zeichnen ein persönliches und gesellschaftliches Bild, das dem Zuschauer die DDR auf den Spuren eines Mannes näherbringt, dem diese Kultur vollkommen fremd ist, für den sie zum Exil wird - und der dennoch als sozialistischer Werktätiger und Ehemann voll integriert in deren Mitte lebt. Typisch für den Film ist seine mäandernde Erzählweise, die mit vielen Fotos, illustrierenden Animationen, aber auch anderem bewegten Archivmaterial ergänzt wird. Weit entfernte Orte und Zeiten werden leicht miteinander verbunden, Privates in historischen Kontext eingebunden. Ein berührendes Detail wird wie ganz nebenbei erzählt: Der Vater versuchte, seiner Tochter Französisch beizubringen, die Sprache seiner Jugend im kolonial geprägten Kambodscha. Doch wirklich gelernt hat die Tochter die Sprache leider nicht, geblieben ist ihr nur der allabendliche Gutenachtgruß "bonne nuit, papa".

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