Bombshell - Das Ende des Schweigens

Bombshell - Das Ende des Schweigens

Der mit Charlize Theron, Nicole Kidman und Margot Robbie starbesetzte Film rekonstruiert mit Biss und Tempo den Skandal um einen der mächtigsten Medienmanager der USA und legt ein System sexueller Ausbeutung bloß.

"Nachrichten sind wie ein Schiff: Sobald man die Hände vom Steuer nimmt, zieht es nach links." Ein Ausspruch von Roger Ailes, allmächtiger Gründervater und ehemaliger CEO von Fox News. Wie Ende 2020 die Berichterstattung nach Trumps Wahlniederlage auch dem europäischen Zuschauer eindrücklich zeigte, gehörten zum bewährten Erfolgskonzept des Nachrichtensenders ein konsequenter Rechtskurs und quotensteigernder, Fakten ignorierender Populismus. Fox-News-Gründer Roger Ailes führte den Sender 20 Jahre lang mit den Allüren eines machohaften Dinosauriers, der nur seinen archaischen Instinkten folgt, um zum Ziel zu kommen. Seine Entlassung 2016 soll ihm durch Rupert Murdoch mit 40 Millionen Dollar versüßt worden sein.

Der "männliche Blick" prägte auch das Konzept des Einsatzes von Moderatorinnen. Eng geschnittene, körperbetonende Kostüme versetzten den Zuschauer in vergangene Zeiten, das Studio-Setting ließ den Blick auf möglichst lange Beine frei und blond war Trumpf. In diesem Klima gehörten herablassende Komplimente zur Tagesordnung und wurden kaum hinterfragt. Doch hinter den Kulissen gingen Mächtige wie Roger Ailes noch weiter und spielten ihre unumstrittene Macht sorglos aus, indem sie weibliche Mitarbeiterinnen in Wort und Tat zu jeder Art von Gefügigkeit zwangen. Sexuelle Ausbeutung war in ihren Augen nichts als ein Kavaliersdelikt.

"Bombshell - Das Ende des Schweigens" zeigt eindringlich, wie schwierig es ein knappes Jahr vor dem Weinstein-Skandal und dem Beginn der #MeToo-Bewegung gewesen sein muss, sich unter solchen Umständen zur Wehr zu setzen. John Lithgow in der Rolle des Chefs von Fox News macht klar, wie selbstverständlich einem gebrechlich wirkenden Mann wie Roger Ailes in diesem etablierten System von Macht und Unterwerfung sein fast schon diabolisches Tun vorgekommen sein muss. Gretchen Carlson, gespielt von Nicole Kidman, ist die erste Frau bei Fox News, die sich für die Erniedrigungen rächt - allerdings erst, als sie durch ihre Entlassung das Abhängigkeitsverhältnis verlassen hat. Charlize Theron als Megyn Kelly und die jüngste der Frauen, die von Margot Robbie gespielte Kayla Pospisil, müssen jede für sich die schwierige Entscheidung treffen, die unweigerlich ihr gesamtes berufliches Leben beeinflussen kann. Denn Fox News, wie sich zeigte, war nur ein Beispiel von vielen.

In der fiktiven Figur der Kayla Pospisil verdichtete Drehbuchautor Charles Randolph ("The Big Short") die Erlebnisse und Situation von rund 20 Personen, die eine Verschwiegenheitserklärung unterzeichnen mussten oder aus anderen Gründen nicht unter ihrem Namen im Film erscheinen durften. Regie führte Jay Roach, der sich nach Komödien wie "Meine Braut, ihr Vater und ich" schon mit "Trumbo" - über die Kommunisten-Jagd in den USA der 1950er-Jahre - einem brisanten Thema gewidmet hatte. Charlize Theron wirkte in "Bombshell" nicht nur als Darstellerin mit, sondern engagierte sich, nachdem sie das Drehbuch gelesen hatte, auch als Produzentin für den Film.

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