Blutige Ernte
Auf dem Friedhof wird unter Polizeischutz ein Grab geöffnet. Der Tote, Dariusz O., ein junger Mann aus Polen, ist in einem Arbeitscamp in der Nähe umgekommen. Jetzt soll die Todesursache ermittelt werden. Dariusz war einer von Tausenden illegaler Saisonarbeiter, die Jahr für Jahr für die Tomatenernte in den Süden Italiens strömen - in der Hoffnung auf ein paar schnelle Euros. Wo früher oft Flüchtlinge aus Afrika arbeiteten, sind es heute meist Polen, Bulgaren und Rumänen. Von dubiosen Vermittlern angeheuert, werden viele in erniedrigenden Arbeitslagern zusammengepfercht, bewacht und von bewaffneten 'Capos' angetrieben und geprügelt. Auch Todesfälle hat es bei Fluchtversuchen gegeben - ein Szenario, das man auch bei Dariusz vermutet. Die Arbeitssituation ist skandalös: Der Akkord ist nicht zu schaffen, der versprochene Stundenlohn von drei bis fünf Euro bleibt nicht selten eine leere Versrechung. Ein perfides System von Abzügen führt in einen Kreislauf des sozialen Abstiegs: Am Ende finden sich die Arbeitsmigranten in einer Situation, die an die Baumwollsklaven des amerikanischen Südens erinnert. 'Blutige Ernte' ist ein bewegender Bericht über das soziale Gefälle im globalen Markt. Er zeigt unter anderem, wie das billig produzierte und von der EU subventionierte Tomatenmark aus Italien afrikanische Märkte überschwemmt und dort die bäuerliche Eigenproduktionen ruiniert. Das Ergebnis sind weitere Armutsflüchtlinge aus Afrika und Nachschub für die modernen Sklavenmärkte Europas. Im Rahmen der Themenwoche 'Im Fokus: Europa' nimmt sich 'scobel' um 21.00 Uhr des Themas 'Europäische Meere' an, und um 22.25 Uhr folgt der Fernsehfilm 'White Girl'.