
Bei Nacht und Nebel - Ein Dorf flieht in den Westen
Am Abend des 2. Oktober 1961 fliehen 53 Bewohner eines Dorfes aus Thüringen in den Westen. Es ist die größte Flucht über die innerdeutsche Grenze. Insgesamt 14 Familien lassen alles zurück und riskieren ihr Leben, um dem streng kontrollierten und reglementierten Alltag im "Sperrgebiet" an der DDR-Grenze und der möglichen Zwangsevakuierung zu entgehen.
In ihrem Film rekonstruieren die Autoren Peter Adler und Katrin Völker die Geschichte dieser Flucht. Nach mehr als 40 Jahren berichten die Fluchtplaner zum ersten Mal über das dramatische Geschehen, über die schwierigste Entscheidung ihres Lebens: Denn alles, was sie besaßen, mussten sie zurücklassen. Zurück blieben auch enge Familienangehörige und Freunde, die ihre Heimat nicht verlassen wollten.
Nur wenige Stunden, in einigen Fällen sogar nur Minuten, blieben zur Vorbereitung des Unternehmens. Einsam trafen die Planer der Flucht ihre Entscheidungen: Aus Angst vor einer "undichten Stelle" wurden nicht einmal die Frauen in die Vorbereitungen einbezogen. Es war ein Wettlauf mit den allgegenwärtigen Horchern der Stasi. Nur 1.000 Meter waren es bis in den Westen, doch auch für die Soldaten in diesem Grenzabschnitt galt der Schießbefehl. "Wir machen ein Sieb daraus", so warnte der Kommandeur der Grenztruppen die Einwohner von Böseckendorf. Denn den Staatsorganen der DDR war nicht entgangen, "dass in Böseckendorf was läuft", wie es einer der Grenzsoldaten formulierte.