Beats of Change - Soundtrack der Wende

Im schnellen Rhythmus des Techno verbindet der Film "historisches" Bildmaterial von Partys und Clubs mit den Erinnerungen von Djs und Clubbetreibern, Partygängern und Künstlern. Sie erzählen von der anarchischen Frühphase der Berliner Technoszene und vom Zusammenwachsen zwischen Ost und West, schildern die Zeit nach dem Mauerfall und das Berlin der frühen 90er Jahre aus einer eigenen Perspektive. Die Dokumentation zeigt die Entstehung der ersten gesamtdeutschen Jugendbewegung und den Aufstieg des Techno zum Soundtrack der Wende. Im Prinzip ist es purer Zufall. Da entsteht diese neue, raue Maschinenmusik, und dann fällt die Mauer. In Ostberlin kollabiert die Verwaltung, die ehemalige Hauptstadt der DDR verwandelt sich in eine "Temporäre Autonome Zone". Plötzlich gibt es all diese Räume zu entdecken: Keller im staubigen Niemandsland des ehemaligen Todesstreifens oder Bunkeranlagen aus dem Zweiten Weltkrieg. An von der Geschichte ausgemusterten Orten tanzt plötzlich eine von einem neuen Freiheitsgefühl entfesselte Jugend aus Ost und West zu den harten Beats einer neuen Musik. Gefeiert wird in leer stehenden Heizkraftwerken und Fabrikhallen und meistens illegal. Kaum Text, dafür Rhythmus - die Musik ist sowohl für die Kids aus dem Osten als auch aus dem Westen komplett neu. Dazu die scheinbar grenzenlosen Möglichkeiten, die der politische Umbruch bietet. Man startet auf Augenhöhe in diesen kreativen Ausnahmezustand. Raves und Clubs werden zu Orten der Begegnung und des gemeinsamen Ausprobierens. In den Ruinen und Brachen entsteht eine neue Kultur, die zur prägenden Jugendkultur der 90er Jahre wird. Während sich im Rest der wiedervereinten Bundesrepublik bald der Wendekater einstellt, scheinen in der entstehenden Technoszene für eine Weile Gegensätze nicht mehr zu zählen. Alles konzentriert sich auf die Musik und das neue Miteinander auf und neben der Tanzfläche. Die Wucht der neuen Klänge erfasst schnell das ganze Land. Vor allem im Osten wird Techno die Musik zum neuen Leben. Bald entstehen auch in Städten wie Leipzig oder Dresden Underground-Clubs nach Berliner Vorbild.