Baumeister der Republik - Rudolf Kirchschläger

In der 1. Staffel der ORF III Dokumentationsreihe "Baumeister der Republik" wandelt Cornelius Obonya auf den historischen Spuren der Bundespräsidenten der Zweiten Republik: - Rudolf Kirchschläger - Diplomat, Jurist, Außenminister und Bundespräsident Österreichs. Kirchschläger war, vor allem wegen seines bescheidenen Auftretens und der Volksnähe, der österreichische Bundespräsident mit bislang unangetasteter Autorität. Zum geflügelten Wort wurde sein Ausspruch über das "Trockenlegen der Sümpfe und sauren Wiesen" (bei der Eröffnung der Welser Messe im August 1980 anlässlich des aktuellen AKH-Skandals). Parteilos, streng gläubig und hochintelligent - das waren die Attribute die ihn auszeichneten. Legendär ist die Art, in der er das Studium der Rechtswissenschaften mit der Promotion zum Dr. iur. Ende 1940 abschloss. Bereits nach der Matura 1935 hatte Kirchschläger in Wien mit dem Studium begonnen, das er nur mit Hilfe eines Stipendiums und diverser Nebenjobs finanzieren konnte. Als er sich weigerte der NSDAP beizutreten musste er auch sein Studium beenden. Dennoch wurde ihm ein zweimonatiger Fronturlaub gewährt um sein Examen machen zu können. Nach eigenen Aussagen schlief er in dieser Zeit nur zwei Stunden täglich, ernährte sich ausschließlich von leichter Kost und tauchte seine Füße in Essigwasser, um wach zu bleiben. Der Erfolg blieb nicht aus: Er bestand. Ab 1954 war er als Rechtsexperte im Außenministerium wesentlich an den Vorarbeiten und dem Zustandekommen von Staatsvertrag und Neutralitätsgesetz beteiligt. Von 1967 bis 1970 war er Leiter der österreichischen Gesandtschaft in Prag. In seine Amtszeit fiel der "Prager Frühling", während dessen er sich über die Weisungen seines Vorgesetzten, des Außenministers Kurt Waldheim, hinwegsetzte und an alle Ausreisewilligen Visa erteilte. Für seine beispiellosen Verdienste erhielt er zahlreiche Auszeichnungen. Rudolf Kirchschläger starb am 30. März 2000 in Wien.