Baby à la Carte

Baby à la Carte

Am 25. Juli 1978 verfolgte eine schockierte Öffentlichkeit die Geburt von Louise Brown, dem ersten Baby, das im Reagenzglas gezeugt wurde. Kaum 40 Jahre später ist die einst umstrittene Technik der In-vitro-Fertilisation für Paare mit unerfülltem Kinderwunsch längst zur Normalität geworden. Doch die Wissenschaft der Genetik hat in den vergangenen Jahren so große Fortschritte erzielt, dass weit mehr machbar ist, als nur der Natur auf die Sprünge zu helfen: Gesundheit, Geschlecht, Augenfarbe - das maßgeschneiderte Kind ist längst keine ferne Utopie mehr. Eltern aus der ganzen Welt kommen heute in die USA, um sich dort, gegen das entsprechende Kleingeld, ihr Kind nach Wunsch zu bestellen. Doch nicht nur in Amerika scheint der technische Fortschritt unaufhaltsam. Das britische Parlament gab im Jahr 2015 grünes Licht für das sogenannte Drei-Eltern-Baby. Mit Hilfe dieser Technik kann krankes Erbmaterial von Mutter oder Vater durch das einer dritten Person ersetzt werden, um somit mitochondriale Anomalien in der DNA zu vermeiden. Ein französisches Team veröffentlichte vor zwei Jahren erstmals einen Bericht, der beschrieb, wie sie künstliche Spermien im Labor erschaffen können. Und auch die Entdeckung der sogenannten DNA-Schere CRISPR/Cas9 birgt ungeahnte neue Möglichkeiten: Mit dieser Technik können nun die Gene eines Embryos verändert werden, bevor er der Mutter eingepflanzt wird. Was vage an dystopische Science-Fiction-Filme wie "Gattaca" erinnern mag, wurde 2016 erstmals bei einem menschlichen Embryo angewandt. Diese revolutionären neuen Techniken machen Hoffnung, genetischen Defekten und Erbkrankheiten ein Ende zu bereiten. Doch sie lassen auch unbequeme Fragen an die Oberfläche treten: Was macht einen Menschen lebenswert? Was bedeutet es moralisch, ethisch und rechtlich, wenn mit immer effizienteren Methoden Eugenik betrieben wird? Muss dem Wunsch nach Fortschritt Grenzen gesetzt werden? Wer hätte das Recht dazu und im Namen welcher Werte? Die äußerst profitable Seite des Baby-Geschäfts in einem wachsenden globalen Markt zeigt, dass Antworten so bald wie möglich gefunden werden müssen. "Baby à la Carte" illustriert, wie vielfältig diese ausfallen können, und bietet somit faszinierende Einblicke in den aktuellen Stand der genetischen Forschung.

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