Aufgetischt im Gasteinertal

Aufgetischt im Gasteinertal

Essen und Trinken 

Die Gasteiner sind ein neugieriges und lebenslustiges Völkchen und leben behütet zwischen den Wänden des Tales, im ewigen Kreislauf der Jahreszeiten und der Elemente.
Diese Neugier sorgt für regen Austausch und bescherte der traditionsreichen österreichischen Tourismusregion über Jahrzehnte ständig neue Gäste. "Aufgetischt im Gasteinertal" erzählt die Geschichten der Menschen auf der etwas anderen Skihütte.
Wenn Erwin Reinthaler frühmorgens auf seinen Tourenski durch den Pulverschnee bergauf knirscht, durchzuckt ihn manchmal die Frage: "Warum tust du dir das an?" Die ersten Sonnenstrahlen auf den verschneiten Berghängen geben ihm die Antwort. Neben der Bewegung in der Natur gibt ihm kreatives Arbeiten mit Naturmaterialien die Energie und Kraft, die er für seinen Lehrberuf und als Vater braucht.
Der Job von Max Loipolt ist nicht minder schweißtreibend. Bei 41 Grad überprüft er mit der Spitzhacke die Deckenbeschaffenheit des Gasteiner Heilstollens. An Spitzentagen fahren bis zu 600 Patienten in den Stollen ein. 100 Prozent Luftfeuchtigkeit und das gering vorhandene radioaktive Edelgas Radon stärken das Immunsystem. Lange vor der Entdeckung des Heilstollens kamen Heilungssuchende um im Gasteiner Quellwasser neue Kraft, Gesundheit und Energie zu tanken.
Vielleicht hat sich auch deshalb Biobauer, Koch und Feng Shui-Experte Hans-Peter Berti für Blau, die Farbe des Wassers, entschieden, als er die Wände seines Kuhstalls strich. "Ja, da war ich ganz verwundert, was er für Anwandlungen hat - einen blauen Stall! Die Kühe haben gemeint, sie sind im Schwimmbad", lacht Elfriede Berti. "Sie sind ruhiger, freundlicher und geben mehr Milch", erklärt Hans-Peter Berti den Erfolg seines Feng Shui-Konzepts. Auch in der Küche wendet er Feng Shui im Kreislauf der Elemente an. Das Keulenstück vom Heubeisser mit Kräuterhaube und zweierlei Erdäpfel wird dadurch nicht nur besonders köstlich, sondern auch äußerst bekömmlich.
Aber nicht nur im Tal, auch auf den Skihütten kommt haubengekröntes auf den Teller. Zugegeben, was der Hüttenwirt von der Jungerstube in der Küche zaubert, entstammt nicht seiner eigenen Trickkiste. Sternekoch Rudi Obauer von der Nobelhütte "Obauer" am Kulinarik-Gipfel "Werfen" hat dafür den Zauberstab geschwungen und das Rezept der Hütte geschenkt. Die Gäste sind anspruchsvoller geworden und darauf hat Hüttenwirt Erhard Röck reagiert.
Zum edlen Wein auf der Sonnenterrasse erschallt an diesem Tag Funk vom deutsch-österreichischen Quintett AARA. Im Rahmen des Snow Jazz-Festivals wedelt die Stimme von Ali Andres über Austro-Klassiker von Melodica, Digeridoo, Schlagzeug und Tuba. Epizentrum des kulturellen Angriffs auf die eingesessenen Musikgewohnheiten ist das "Sägewerk" von Sepp Grabmaier in Bad Hofgastein.
Nachdem seine Familie die Säge stillgelegt hatte, nutzte Grabmaier das Gebäude als Atelier und begann schließlich Konzerte zu veranstalten. Hier zieht und drückt Jean-Francois Baez aus seiner Knopfharmonika französische Melancholie, slawischen Groove oder arabische Lebenslust. Ein Bogen, der den musikalischen Horizont von Gästen und Einheimischen gleichermaßen sprengt oder erweitert.
Mit einer geschmorten Milchlammschulter mit Bergkäseroulade von Meisterkoch Wolfgang Nagler endet der Tag in der geschichtsträchtigen Villa Solitude, dem ersten Haus am Hang. Erbaut von Baron Mesnil, diente es Gräfin Lehndorfff als Refugium.

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