Auf Rügen ist die Hölle los!

Auf Rügen ist die Hölle los!

Mehr als 1,3 Millionen Besucher reisen jeden Sommer nach Rügen: die Hotels sind ausgebucht, die Restaurants voll, die Strandkörbe vermietet. Goldene Zeiten für die Inselbewohner. Eigentlich.

Denn die Ferienidylle hat auch ihre Schattenseiten: Die Preise steigen, Hoteliers suchen händeringend Personal, Verkehrschaos auf den Straßen. Das Gedränge auf der Insel verdirbt so manchem Tourist den Ferienspaß und macht den Einheimischen das Leben schwer.

Sven Dietze leitet einen Hausmeister - und Reinigungsservice, und jeder Samstag ist eine Herausforderung für ihn: Dann ist auf der ganzen Insel Bettenwechsel. Ein Riesenstress für seinen Reinigungstrupp. Sven putzt Ferienhäuser und Appartements und muss überall gleichzeitig sein. Sein Team hat nur ein paar Stunden Zeit, um für die nächsten Gäste alles wieder in Ordnung zu bringen. Ein anstrengender Job, denn die Touristen haben viele Wünsche, und die Zeit ist knapp. Der Bauboom auf der Insel ist zwar gut für Dietzes Geschäft. "Die Nachfrage ist groß", sagt er, doch das Personal ist knapp. Er ist froh über die Zusammenarbeit mit Karolina, die Arbeitskräfte aus Polen beschäftigt. Der Job ist bei den östlichen Nachbarn begehrt.

Ob Köche oder Kellner, auch Thomas Kursikowski tut sich schwer, qualifiziertes Personal zu finden. Er führt seit über zehn Jahren das Traditionsrestaurant "Gastmahl des Meeres" in Sassnitz. Der Wirt versucht, sein Personal auch über den Winter zu halten. Das schaffen wegen der kurzen Saison nur die wenigsten Gastronomen.

Der Bürgermeister von Lohme, Matthias Ogilvie, will Rügen zu einem zweiten Sylt machen. "Wir brauchen Hipness", sagt er und plant für seine 450-Seelen-Gemeinde einen 500-Betten-Wellness-Tempel. Viele Einwohner befürchten, dass man ihr beschauliches Dorf bald nicht mehr wiedererkennen wird und haben gegen das Projekt eine Bürgerinitiative gegründet. Ohnehin wird das Leben auf Rügen immer teurer: Wer hier lebt und arbeitet, findet kaum eine bezahlbare Wohnung. Seit Jahren steigen die Immobilienpreise in den Ostseebädern. Sie sind inzwischen so hoch wie in Berlin. Und der Boom hält an: Die Prora-Ruine wird zum Luxus-Seebad ausgebaut, in Binz soll ein über 100 Meter hoher Wohnturm zum neuen Wahrzeichen werden.

"Rügenautobahn" nennen die Einheimischen die neue Schnellstraße gleich hinter der Rügenbrücke. Kathrin Stavenhagen war eigentlich dafür, dass sie gebaut wurde. Aber jetzt rasen die Autos mit so hoher Geschwindigkeit an ihrem Haus vorbei, das sie nicht mehr schlafen kann. Viele Einwohner des Ortes Rambin leiden unter dem lärm.

Wie gehen Urlauber und Einheimische mit dem zunehmenden Stress, den Herausforderungen um? Die "ZDF.reportage" zeigt den Tourismus aus ungewohnter Perspektive und besucht auch die neuen Nachbarn der Insel-Bewohner: In Sellin wurden Flüchtlinge in unmittelbarer Nähe zum Strand untergebracht. Dort gibt es auch einen FKK-Bereich. Für die Flüchtlinge vermutlich eine ungewohnte Begegnung mit deutscher Badekultur.

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