Auf der Flucht vor Armut

Auf der Flucht vor Armut

Sie verkaufen Rosen, Obdachlosenzeitungen oder sammeln Schrott. Seit Rumänien und Bulgarien zur EU gehören, schlagen sich zunehmend Roma aus diesen Ländern in den Grauzonen deutscher Großstädte durch. Kaum eine Einkaufsstraße ohne Mütterchen mit Akkordeon, kaum eine U-Bahn-Linie ohne Musikanten, die nach kurzem Ständchen, den Hut kreisen lassen. Niemand hat sie gezählt. Doch Schätzungen zufolge gibt es Tausende solcher Armutsflüchtlinge, denen hier alles besser erscheint, als das Elend in der Heimat. Die Autoren Ute Jurkovics und Özgür Uludag wollten wissen, wie sich arme Roma im reichen Hamburg über Wasser halten. Wie sie wohnen und wo sie ihre Zukunft sehen, wenn Rumänen und Bulgaren ab 2014 in Deutschland uneingeschränkt arbeiten dürfen. Mit einem Kamerateam haben die Autoren eine Roma-Großfamilie aus Rumänien einige Wochen begleitet - und sind mit ihr bis in ihre Heimat gereist. Dort leben in vielen Dörfern nur noch Alte und Kinder. Wer Geld verdienen kann, wandert aus. Offiziell leben mehr als zwei Millionen Rumänen im europäischen Ausland. Jede vierte Familie muss auf einen oder mehrere Angehörige verzichten. Georg und Roxanna Ionica verkaufen in Hamburg die Obdachlosenzeitung 'Hinz & Kunzt'. Der Job ist bei den Roma begehrt. An guten Tagen verdienen sie damit bis zu 50 Euro. An schlechten Tagen allerdings bekommen sie nur knapp das Geld für ein Abendessen zusammen. Georgs Bruder Ionut spielt Akkordeon in der Hamburger U-Bahn. Seine Frau Isaura sammelt die Spenden ein. Auch Cousin Razvan und dessen Ehefrau Loredana leben vom Musizieren im U-Bahnnetz. Zur Familie gehört noch Anna. Sie ist 14 und spielt auch bei Minusgraden vor dem Hamburger Dammtor-Bahnhof Akkordeon. Ebenso wie ihr Vater Ilie Lupu. Früher konnte die Roma-Familie von der Musik in der Heimat gut leben. Heute liegt dort das Pro-Kopf-Einkommen bei 350 Euro im Monat und kaum jemand engagiert noch Musiker. Die Familie teilt sich seit kurzem eine Zwei-Zimmer-Wohnung in Hamburg-Billstedt.

Bewertung

0,0   0 Stimmen