Arm und Reich

Arm und Reich

"Wer nicht auftaucht, über den wird nicht geredet. Und wenn nicht geredet wird, bleibt alles, wie es ist." So erklärt Elitenforscher Michael Hartmann von der TU Darmstadt die Zurückhaltung der Reichen in Deutschland. Und davon gibt es hierzulande mit am meisten in der Welt: Gemessen an der Zahl der Millionäre ist Deutschland Spitze.

Die Dokumentation stellt einen der zehn erfolgreichsten deutschen Milliardäre vor, den Unternehmer Reinhold Würth. Der Schraubenfabrikant formte aus dem väterlichen Betrieb in Baden-Württemberg einen Weltkonzern mit zirka zehn Milliarden Euro Umsatz und 65.000 Angestellten. "Die Reichen werden immer reicher, darum ist es richtig, wenn der Staat ordnend eingreift", kommentiert er die aktuelle Entwicklung.

Doch der Staat scheut noch die Konsequenzen, jüngstes Beispiel ist der Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung. Die Feststellung: "Die Privatvermögen in Deutschland sind höchst ungleich verteilt", wurde auf Betreiben der FDP kurzerhand gestrichen. Dabei war es doch das Ziel der Sozialen Marktwirtschaft im Sinne Ludwig Erhards, "Wohlstand für alle" möglich werden zu lassen. Von unten nach oben aufzusteigen war die Vision vieler, Bildung sollte kein Privileg der Reichen sein. Die Bilanz nach 60 Jahren ist ernüchternd: Die Zahl der Menschen, die im reichen Deutschland als arm gelten, wächst, immer häufiger bleiben die so genannten Bildungsverlierer zurück.

Heute droht fast jedem sechsten Deutschen Armut, so Zahlen des Statistischen Bundesamtes. Die höchste Gefährdung droht in Bremen und Mecklenburg-Vorpommern.

Die Reporter besuchen die P&S Werft in Stralsund, eine der größten in Deutschland, die von der Schließung bedroht ist. Und sie sind unterwegs in Bremerhaven, der Stadt mit der höchsten Kinderarmut in ganz Deutschland. "Wir ersetzen das Elternhaus, denn die Familien sind durch die Armut längst zerbrochen", sagt Cornelia Rönnefahrt von der "Sonnenblume". Die private Betreuungseinrichtung muss übernehmen, was der Staat nicht mehr leisten kann. "Wir sind auf privates Engagement angewiesen", beklagt auch Rolf München, Leiter der örtlichen Gesamtschule. "Der Staat lässt uns im Stich."

Die Dokumentation zeigt die Ursachen dieser Entwicklung auf und sucht Lösungsansätze. Das ist auch im Blick auf zunehmende Ängste der Mittelschicht wichtig, denn Gesellschaftsforscher wie Professor Michael Hartmann beobachten immer häufiger: Wer einmal absteigt, der schafft es kaum wieder in die Mitte zurück. Vom Aufstieg könnten die meisten ohnehin nur noch träumen. Es ist Zeit zu handeln, um eine Radikalisierung wie in Großbritannien oder den Pariser Banlieus zu verhindern.

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