
ARD-exclusiv: Neue Heimat Campingplatz
Schon oft ist Gerd Manjet mit seinem Wohnwagen in den Urlaub gefahren, doch jetzt ist er auf dem Weg zu seinem neuen Wohnsitz, dem Campingplatz 'Erlengrund' bei Gifhorn in Niedersachsen. Vor zehn Jahren haben hier nur zwei Familien gelebt, heute sind es mehr als 20. Menschen, die sich die hohen Mieten in den Städten nicht mehr leisten können. Für Gerd Manjet ist der Campingplatz ein Neuanfang. Erst hatte er die Arbeit verloren, dann trennte sich seine Frau von ihm und zuletzt wurde er obdachlos. Drei Monate schlief er im Auto. Jetzt sieht er eine Perspektive, denn auf dem Campingplatz hat er wieder eine feste Adresse. Vielleicht findet er ja wieder einen Job, hofft er. Fliesenleger Marius Langer lebt schon seit zwei Jahren im Wohnwagen. Gerade ist seine neue Freundin mit ihrer Tochter zu ihm gezogen. Ihr Zuhause ist 14 Quadratmeter groß, einen Kühlschrank oder einen Herd besitzen sie nicht. Früher hatte der Fliesenleger eine eigene Firma, doch die ist Konkurs gegangen. Auf seinen Schulden sitzt er heute noch. Seit einiger Zeit arbeitet der 33-Jährige als Angestellter in einem Unternehmen, doch dem geht es auch nicht besonders gut. Eine Wohnung kann er sich von seinem schmalen Lohn nicht leisten. Bei seinen Nachbarn, einige Parzellen weiter, sieht es komfortabler aus. Die Bielkes aus Berlin leben seit sechs Wochen in ihrem Mobilheim, der Luxusvariante eines normalen Wohnwagens. Bernd Bielke hat 30 Jahre bei der Altkleidersammlung Berlin gearbeitet, seine Frau Liselotte war Kellnerin. Heute bekommen sie gemeinsam 900 Euro Rente. In den 90ern haben sich die beiden das Mobilhome als Wochenenddomizil gekauft. Dass sie es einmal als ständige Wohnung nutzen würden, hätten sie sich damals nicht träumen lassen. Für ihre Wohnung in Berlin mussten sie monatlich 678 Euro kalt bezahlen, für ihren Stellplatz auf 'Erlengrund' löhnen sie jetzt nur rund 60 Euro. Campingplatzbesitzer Karsten Dörfelt weiß: Seine Geschäfte laufen gut, weil viele Menschen nur noch wenig haben.