Anton Sittinger

Anton Sittinger

"Was ich nicht weiß, macht mich nicht heißt", lautet eine Lebenshilfe aus dem Schatzkästlein unserer Vorfahren. Dieser gefährlichen Empfehlung zur Interessenlosigkeit folgt der Kleinbürger Anton Sittinger, seines Zeichens Münchner Postinspektor, in vorbildlicher Weise, Diese Haltung ist keine nationale Eigenart. "Menschen wie Sittinger gibt es in allen Ländern, Abertausende ...", sagt Oskar Maria Graf in seinem Roman.

Und so lebt dieser brave Bürger und Beamte mit seiner treusorgenden Frau Malwine vor sich hin durch Krieg und Niederlage, durch Revolution und Republik bis hin zum Terror der braunen Schläger. Es ist sicher kein leichtes Leben, das er da leben muss in dieser verworrenen Zeit. Wie soll er sich auch zurechtfinden, wenn er wegschaut, wo er doch hinschauen sollte. Achselzuckend versucht er, es sich so bequem wie eben möglich zu machen. Er will seine Ruhe haben, die man ihm nicht lässt. So flieht er aufs Land, flieht in Krankheit, macht alle und alles verantwortlich für die Misere, nur nicht sich.

Da kommt endlich der Mann, der für Ruhe und Ordnung sorgt. Dieser Ansicht ist jedenfalls Malwine, die in völkischer Voraussicht ihren Anton rechtzeitig und heimlich als förderndes Mitglied der NSDAP hat eintragen lassen. Denn eigentlich will Herr Sittinger mit der "Nazibande" nichts zu tun haben. Jedenfalls aber steht er auch nach der Machtergreifung "auf der rechten Seite". Später einmal wird man ihm bestätigen, dass er ein Mitläufer war.

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