Ankommen und annehmen
Ein Gesetz muss her, ein Integrationsgesetz, sagt die Regierung. Eine späte Erkenntnis - aber vielleicht nicht zu spät? Immerhin: Seit dem vergangenen Jahr sind mehr als eine Million Menschen nach Deutschland geflüchtet. Fast alle kommen aus muslimischen Ländern mit autoritären Regimen. Damit die Integration dieser Menschen funktioniert, setzt die Politik auch auf Sanktionen: Pflicht zum Erlernen der deutschen Sprache, Wohnsitzauflage, Koppelung der Aufenthaltsgenehmigung an die Integrationsbereitschaft. Im Kern geht es um die Integration einer fremden Kultur und Religion, des Islam, der mit dem Flüchtlingsproblem einen noch höheren Stellenwert erfahren hat. Sogar CSU-Politiker fordern inzwischen einen "deutschen Islam" - was immer das sein mag. Und alles muss sehr, sehr schnell gehen. Man will aus den Fehlern der Vergangenheit lernen. Die Einstellung, wer einer geregelten Arbeit nachgeht, werde sich schon irgendwie der Gesellschaft zugehörig fühlen, teilen nicht mal die größten Optimisten. Aus Flüchtlingen sollen Bürger werden, die sich mit den freiheitlich-liberalen Werten dieser Gesellschaft identifizieren können. Nach den Willkommensbekundungen geht es jetzt ums Wesentliche: um die Integration. Doch kann man Integration verordnen? Wann kann man davon sprechen, dass jemand integriert ist? Und überhaupt: was ist das - Integration? Ein Jahr nach Beginn der neuen großen Flüchtlingsbewegungen geht "Horizonte" diesen Fragen nach. Wie hat sich die Situation in einzelnen Gemeinden entwickelt - wie etwa in Büdingen, wo im vergangenen Jahr mehrere Hundert Flüchtlinge aufgenommen wurden? Welchen Beitrag leisten muslimische Gemeinden in Sachen Integration? Wie wichtig ist überhaupt der Faktor Religion für die Flüchtlinge und für die aufnehmende Gesellschaft? Welche Folgen könnte die Zuwanderung für die Entwicklung des Islam in Deutschland haben? Studiogast: Aladin El-Mafaalani, Soziologe und Integrationsexperte, Fachhochschule Münster.