An unsere klagenden Herzen

An unsere klagenden Herzen

Ein eiskalter Wintermorgen. Der 14-jährige Matas sitzt in einem Bus, der durch den Nebel fährt. Endstation ist ein abgelegener Bauernhof auf dem litauischen Land. Hier versuchen rehabilitierte Drogenabhängige und ehemalige Strafgefangene, sich ein neues Leben aufzubauen. Zanas, selbst clean, leitet die Gemeinschaft mit einer strengen Routine aus Gebeten, Tierpflege und Käseherstellung. Diese einfachen, alltäglichen Tätigkeiten helfen den Männern im Kampf gegen ihre Dämonen.
Mit der Ankunft von Matas gerät das brüchige soziale Gefüge ins Wanken. Der Jugendliche, der mit seinen Verletzungen und tiefen Kindheitstraumata zu kämpfen hat, wird zur Projektionsfläche für das Leid der Männer. Die Anspannung steigt und die Männer lassen ihre Wut an Matas aus. Der Teenager reproduziert die Gewalt und misshandelt die Tiere, um die er sich kümmern soll. Im Laufe der Zeit entwickelt sich aus den vielschichtigen Beziehungen eine Art dysfunktionale Familie, die dennoch vereint ist: im Kampf gegen Traumata und Sucht, in ihrem komplexen Verhältnis zur Gewalt und in ihrem Bemühen, die fragile Gemeinschaft zu erhalten.
Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation
(WHO) trinkt jeder fünfte Europäer über 15 Jahren mindestens einmal pro Woche exzessiv Alkohol. Weltweit ist diese Zahl ähnlich hoch. Grund genug für Vytautas Puidokas, die Sucht zum Thema seines Films zu machen. Anhand der bunt zusammengewürfelten Gemeinschaft von Zanas' Schützlingen zeigt der Regisseur, wie sich die Sucht in das Leben einschleicht und das Dasein bestimmt, wie sie familiäre und soziale Beziehungen beeinflusst, wie sie von Generation zu Generation weitergegeben wird. Aber auch, wie man davon geheilt werden kann.

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