Als der Osten noch Heimat war

Als der Osten noch Heimat war

Schlesien, das seit Jahrhunderten nacheinander von Polen, Böhmen, Habsburgern und Preußen beherrschte Gebiet, hatte nach dem Ersten Weltkrieg eine besonders bewegte Geschichte. Der neu gegründete Staat Polen erhob Ansprüche vor allem auf das oberschlesische Industriegebiet. Die im Friedensvertrag beschlossenen Abstimmungen über die Zugehörigkeit Oberschlesiens bescherten der Region eine Teilung und erbitterte Auseinandersetzungen über die Rechtmäßigkeit der Ergebnisse. Dabei hatte die Bevölkerung sich seit Jahrzehnten ziemlich erfolgreich dagegen gewehrt, national vereinnahmt zu werden. Gegen den Anspruch, sich als 'deutsch' oder 'polnisch' zu bekennen, setzten sie ihr Verständnis als Schlesier. Nach 1920 wurden die deutsche Minderheit im polnischen Teil und die polnische Minderheit im deutschen Teil zum Spielball nationalistischer Fehden, mit dramatischen Auswirkungen auf einzelne Lebenswege. Während im überwiegend deutsch besiedelten Niederschlesien, an den Ufern der Oder und im Schatten des Riesengebirges, in Breslau und Hirschberg, das Leben fast bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges ruhig und idyllisch blieb, wurde überall an den 'Nahtstellen' zwischen deutschen und polnischen Regionen klar, dass es nicht bei einer friedlichen Nachbarschaft bleiben sollte. Wie diese Situation das Leben und den Alltag geprägt hat, davon erzählt diese Dokumentation anhand sehr persönlicher Erinnerungen von Deutschen und Polen. Zur Reihe 'Als der Osten noch Heimat war': Einige Teile des heutigen Westpolen waren vor dem Zweiten Weltkrieg deutsche Regionen: Pommern und Schlesien gehörten bis zum Kriegsende zum Deutschen Reich, Westpreußen wurde nach dem Ersten Weltkrieg polnisch, behielt aber eine deutsche Minderheit. Als 1945/1946 durch Flucht und Vertreibung und durch die Beschlüsse der Potsdamer Konferenz diese deutschen und ehemals deutschen Ostgebiete verlorengingen, endete eine lange Geschichte von Siedlung und Zusammenleben.

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