"Alles für meine Mutter!"

"Alles für meine Mutter!"

Gesellschaft und Soziales 

Gerda Metzler, 75 Jahre alt, ist ein Pflegefall, kann kaum noch sprechen und kommt nicht einmal allein aus dem Bett in ihren Rollstuhl. Trotzdem bringt Tochter Martina, 49 Jahre alt, es nicht fertig, sie in ein Pflegeheim zu geben - und das, obwohl ihr Verhältnis früher keineswegs das beste war und Gerda Metzler alles andere als eine "Bilderbuch-Mutti". "Sie war ja im Pflegeheim, und ich hab gesehen, was sie da mit ihr machen", schimpft Tochter Martina Metzler noch heute, "die haben ja gar keine Zeit für die alten Leute." Sie wollte nicht, dass ihre Mutter vor sich hin vegetiert, "einmal am Tag im Bett umgedreht, und das war's dann". Also holte sie die Mutter vor sechs Jahren zu sich, baute ihre Wohnung im hessischen Langstadt bei Babenhausen behindertengerecht um und besorgte sich einen Transporter mit Hebebühne für den Rollstuhl, um mit ihrer Mutter zum Camping oder zu Straßenfesten zu fahren. "Ich muss ihr doch was bieten", erklärt Martina Metzler wie selbstverständlich. Dabei wachsen ihr allmählich die Arbeit und die Verantwortung über den Kopf - trotz professionellem Pflegedienst, der dreimal am Tag kommt, und Freunden, die helfen. Ihren eigentlichen Job am Frankfurter Flughafen schafft sie irgendwann auch nicht mehr, weil der Rücken nicht mehr mitmacht, ramponiert vom ständigen Heben und Umbetten der Mutter. Dazu kommen der übliche Papierkrieg mit Behörden und Krankenkasse sowie nervenaufreibende Auseinandersetzungen über nicht bewilligte Therapien oder gestrichene Hilfsmittel. Privatleben ist kaum noch möglich - alles dreht sich um die Mutter. Warum macht sie das? "Egal, was da früher passiert ist: Sie ist meine Mutter", antwortet Martina Metzler und fügt hinzu: "Das ist meine Chance, ihr zu zeigen, dass es auch anders geht. Ihr zu zeigen, was Liebe ist. Und diese Chance hab ich genutzt." Die Mutter kommt nicht ins Heim - basta. Den Vater hatte sie schließlich auch schon gepflegt und wenig später ihre Lebensgefährtin, beide bis zum Tod - da wird bei der Mutter keine Ausnahme gemacht, kommt gar nicht in Frage. Selbst Freunde und Bekannte schwanken zwischen Bewunderung und Kopfschütteln. Aber wie lange wird das noch gutgehen? Was ist, wenn Martina mit ihren Kräften am Ende ist und die Mutter dann doch wieder ins Heim muss? Was ist mit ihrem eigenen Leben? Welchen Sinn macht dieser unbedingte Einsatz für die Mutter, wenn sie selbst dabei fast draufgeht? Filmautor Benedikt Fischer hat Tochter und Mutter ein Jahr lang begleitet, dabei Höhen und Tiefen miterlebt. Herausgekommen ist das faszinierende Porträt einer Tochter-Mutter-Beziehung im Zwiespalt zwischen Anspruch und Machbarkeit, das zum Nachdenken anregt in ganz unterschiedliche Richtungen.

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