Akte D - Das Kriegserbe der Bahn

Akte D - Das Kriegserbe der Bahn

Vor einiger Zeit wurde in den USA eine Gesetzesvorlage diskutiert, die die Deutsche Bahn schlagartig mit ihrer Rolle in der NS-Zeit konfrontiert hat. Der "Holocaust Rail Justice Act" sollte Entschädigungsansprüche von Überlebenden des Holocaust sichern, die mit der Eisenbahn deportiert worden waren. Die Gesetzesvorlage richtete sich im konkreten Fall gegen die französische Staatsbahn SNCF. Doch auch bei der Deutschen Bahn war man alarmiert, aus guten Gründen. Historiker sind sich einig: Ohne die Reichsbahn wäre der Holocaust niemals möglich gewesen.
Über 3.000.000 Opfer wurden mit Zügen in den Tod gefahren. Gegen Bezahlung. Die Reichsbahn rechnete jeden Transport genau ab - pro Kopf und Kilometer. Dass die Deportierten eine Reise in den Tod antraten, war kein Geheimnis; dass sie diese Reise auch noch selbst bezahlen mussten, bereitete den Bahn-Verantwortlichen keine Kopfschmerzen. Auch beim Thema Zwangsarbeit spielte die Reichsbahn eine erhebliche Rolle: Mit fast 500.000 Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern war sie der mit Abstand größte "Zwangsarbeitgeber" im NS-Staat. Laut einer Studie summieren sich die Löhne, die allein die Reichsbahn ihren Zwangsarbeitern vorenthalten hat, auf über 700 Millionen Reichsmark.
Die heutige Deutsche Bahn AG steht zu ihrer historischen Verantwortung. Sagt sie. Doch fragt man nach konkreten juristischen und vor allem materiellen Konsequenzen dieser Verantwortung, blockt sie ab.
"Akte D" ist eine neue, investigative Dokumentationsreihe, die die Zuschauer auf Spurensuche in die Vergangenheit mitnimmt und mit Mythen und Glorifizierungen der deutschen Nachkriegszeit aufräumt. 2015 wurde diese Reihe mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet.

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