Aborigines und Bürger

Aborigines und Bürger

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Eddie Koiki Mabo wurde 1936 auf der zu Queensland im Norden Australiens gehörenden Insel Murray geboren. Er arbeitete als Seemann, später auf einer Zuckerrohrplantage, als Dockarbeiter und Gärtner - und er entdeckte den gewerkschaftlichen Kampf. In den 70er Jahren setzte er sich für die Schulbildung der Aborigines in seiner Region ein, sorgte für die Einrichtung sozialer Dienste und engagierte sich für die Überlieferung der traditionellen Kultur. Dadurch handelte er sich bei den vollständig von Weißen besetzten Behörden den Ruf eines Volksverhetzers ein. Doch Eddie Koiki Mabo erkämpfte einen Schiedsspruch für zwei unvereinbare Standpunkte: den Anspruch der Ureinwohner auf ihr angestammtes Land und die Gewissheit der weißen Australier, aufgrund der Kolonialisierung das gesamte australische Gebiet zu besitzen. Seiner Hartnäckigkeit ist es zu verdanken, dass der Rechtsbegriff 'Terra Nullius' für nichtig erklärt wurde. Denn die Briten hatten ihren Rechtsanspruch und die Enteignung der Aborigines damit gerechtfertigt, dass das Land nicht landwirtschaftlich nutzbar gemacht worden sei und demnach niemandem gehöre. 1981 reichte Koiki Mabo beim Obersten Australischen Gerichtshof Klage ein. Zusammen mit vier anderen Insulanern forderte er das Land seiner Familie auf der Insel Murray zurück. Der Rechtsstreit dauerte zehn Jahre. 1992, nachdem zwei Mitkläger bereits verstorben waren, wurde auch Koiki Mabo krank und starb. Wenige Monate nach seinem Tod erkannte der Oberste Gerichtshof in einem historischen Urteil die Rechtmäßigkeit des Besitzanspruches der Einwohner der Insel Murray auf ihr Land entgegen der kolonialen Ansprüche an. Für die Aborigines bedeutete das Urteil einen Durchbruch im Prozess der Entkolonialisierung, und es war gleichzeitig die Voraussetzung für die nationale Aussöhnung. Im ausklingenden 20. Jahrhundert waren die Australier gezwungen, nicht nur die juristischen Grundlagen der Kolonialisierung, sondern auch die Identität ihrer Nation zu überdenken.

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