Abdullah Yakupoglu: Warum habe ich meine Tochter getötet?

Abdullah Yakupoglu: Warum habe ich meine Tochter getötet?

Am 22. März 1983 tötete der damals 51-jährige, in Deutschland lebende türkische Arbeiter Abdullah Yakupoglu seine 24 Jahre alte Tochter Perihan. "Warum habe ich meine Tochter getötet?", fragt sich Yakupoglu mit Tränen in den Augen vor der Kamera in einer Zelle der Justizvollzugsanstalt Diez.
Für seinen Dokumentarfilm wurde Hans-Dieter Grabe 1986 mit dem Robert-Geißendörfer-Preis ausgezeichnet. Abdullah Yakupoglu kommt in einem Dorf am Schwarzen Meer zur Welt. Eine Schule gibt es nicht. In der Moschee lernt er Lesen und Schreiben, vor allem aber die Regeln und Gesetze der islamischen Religion. 1964 fährt er allein zum Geldverdienen in die Bundesrepublik. Fünf Jahre später holt er seine Frau und seine kleinen Töchter nach. Sie leben in Andernach. Großen Wert legt Abdullah Yakupoglu auf die Schul- und Berufsausbildung der Töchter. Alle drei lässt er Friseurinnen werden. Von den Ersparnissen baut er in der Heimat ein mehrstöckiges Haus, in dem er seinen Töchtern nach der gemeinsamen Rückkehr in die Türkei einen Frisiersalon einrichten will. Im März 1980 verlässt seine damals 20-jährige Tochter Perihan zusammen mit einer ihrer Schwestern heimlich das Elternhaus. Unverheiratet leben sie mit deutschen Freunden zusammen. Für den Vater bricht eine Welt zusammen. Nach türkisch-islamischen Moralgesetzen beschmutzten seine Töchter damit nicht nur ihre Ehre, sondern die Ehre der gesamten Familie, und für diese ist der Vater verantwortlich. Vergeblich versucht Abdullah Yakupoglu seine Töchter zur Rückkehr zu bewegen. Eine der Töchter heiratet daraufhin ihren deutschen Freund, Perihan aber weigert sich. Türken nennen sie eine Hure und den Vater einen Zuhälter. Aus Furcht vor Hohn, Spott und Beleidigung meidet er die türkischen Kaffeehäuser und wagt nicht mehr, in die Heimat zu fahren. Nach einem Streit tötet er Perihan in seinem Auto auf einem Parkplatz bei Andernach durch Erdrosseln und Hammerschläge auf den Kopf. 1984 wird er zu lebenslanger Freiheitsstrafe verurteilt.

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