70 Jahre nach Auschwitz

70 Jahre nach Auschwitz

Es war der 27. Januar 1945, an dem sowjetische Truppen die Insassen des Vernichtungslagers Auschwitz befreiten. Heute ist Auschwitz ein Synonym für den Rassenwahn der Nazis, für die Massenvernichtung der europäischen Juden. Auschwitz ist aber auch ein Teil der Identität der Überlebenden, von denen heute, 70 Jahre später, nur noch wenige leben. Anlässlich des 70. Jahrestages der Befreiung des Lagers Auschwitz wird in offiziellen Gedenkveranstaltungen an die Verbrechen der Vergangenheit erinnert und der Opfer gedacht. "Jüdisches Leben und jüdische Kultur sind kein Phänomen, das man auf die Jahre 1933 bis 1945 beschränken kann und soll", sagte der Ende 2014 neugewählte Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster. Jüdisches Leben habe Deutschland schon Jahrhunderte vor der Shoa geprägt. Es ist wohl ein Wunder der Geschichte, dass sich auch nach der Shoa wieder ein lebendiges Judentum in Deutschland entwickeln konnte. Mit der Zuwanderung aus den Ostblockstaaten vor allem in den 1990er Jahren wuchs dann die Zahl der Juden in Deutschland weiter an. Jüdisches Leben begann noch einmal ganz neu aufzublühen. War das jüdische Leben in Deutschland bis dahin vor allem durch Holocaust-Überlebende geprägt, brachten die Zuwanderer andere Erfahrungen, aber auch ein anderes Selbstbewusstsein mit. Dieses breite Spektrum jüdischen Lebens sichtbar zu machen, ist ein Ziel des neuen Zentralratspräsidenten Josef Schuster. Doch es gehört auch zur traurigen Realität in Deutschland, dass viele Juden es vorziehen, lieber unerkannt zu bleiben - aus Angst vor Übergriffen oder Pöbeleien. Ob Synagogen, Kindergärten oder Schulen - es gibt keine jüdische Einrichtung, die nicht unter Polizeischutz steht. Laut einer Umfrage beobachten etwa drei Viertel der europäischen Juden einen Anstieg der Judenfeindlichkeit in ihrem Land während der vergangenen fünf Jahre. Ausgelöst durch den Nahost-Konflikt hat sich in Deutschland gerade auch unter muslimischen Jugendlichen zudem eine neue Art des Antisemitismus entwickelt, der deutsche Juden für die Politik der israelischen Regierung verantwortlich macht. Ist damit eine Normalität jüdischen Lebens in Deutschland in die Ferne gerückt? Wie kann angesichts der aktuellen Herausforderungen der Anspruch gelingen, selbstbewusst und sichtbar jüdisches Leben in Deutschland zu gestalten?

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