2015 - ein gutes Jahr?!?

Gerade mal eine Woche war das Jahr alt, als im Januar 2015 die Anschläge in Paris gegen "Charlie Hebdo" und gegen einen jüdischen Supermarkt Europa aus dem Winterschlaf rissen. Zehn Monate später, am 13. November, kam der Terror mit seinem ganzen Schrecken wieder nach Paris - brutaler als zuvor. Überhaupt ist es der weltweite religiös-politische Terror, der im Rückblick das zu Ende gehende Jahr charakterisiert. Religionen dienen als Folie für grausamste Gewalt - oder ist die Gewalt gar systemimmanent im religiösen Denken? Millionen Menschen weltweit sind auch 2015 auf der Flucht vor dem Terror gewesen, allein Hunderttausende, die sich auf der sogenannten Balkanroute nach Deutschland aufmachen. Aber 2015 offenbarte auch eine nie dagewesene Hilfsbereitschaft, Menschen aufzunehmen und Flüchtlingen eine neue Heimat anzubieten. "Wir schaffen das" - dieser Satz der Kanzlerin ist zum Synonym geworden für eine ungeahnte Offenheit. Aber an diesem Satz machen sich auch Zweifel und Ernüchterung vieler Menschen fest. Sie gehen in Abwehrhaltung, fürchten ob der mehrheitlich muslimischen Einwanderung um ihr christliches Abendland. 2015 war aber auch das wärmste Jahr der Wetterbeoachtung, ein Jahr voller Skandale, ein Jahr voller Verzweiflung und doch nicht ohne Hoffnungen. War es unterm Strich wirklich ein so schlechtes Jahr? Was hat es mit uns gemacht - ein Dämpfer für einst kühne Hoffnungen auf ein "Immer mehr"? Hat uns das Jahr 2015 an unsere Grenzen erinnert - ist dies vielleicht sein größtes "Verdienst"? Am letzten Tag des Jahres blickt "Horizonte" zurück und wagt einen vorsichtigen Ausblick: Was bedeuten die aktuellen Entwicklungen für unsere offene Gesellschaft, für das Miteinander der Religionen? Welche Werte meinen wir eigentlich, wenn wir glauben, dass unsere Werte angegriffen würden? Wie wird die Zuwanderung unsere Gesellschaft verändern? Woher nehmen wir ganz persönlich die Kraft für das neue Jahr 2016? Fragen über Fragen - nur eines ist sicher: Die Zukunft ist ungewiss.