200 Jahre Liszt

200 Jahre Liszt

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1848 ging Franz Liszt auf Bitten der Großherzogin Maria Pawlowna als Kapellmeister nach Weimar. Hier revolutionierte er nicht nur die Technik des Klavierspiels, sondern sorgte auch für die Aufführung moderner Künstler wie Hector Berlioz und Richard Wagner. Die Uraufführung vom "Lohengrin" 1850 dirigierte er selbst. Nach mehr als zehn Jahren verließ er Weimar, um ab 1869 regelmäßig in den Sommermonaten wiederzukommen. Heute betreut die Stiftung Weimarer Klassik nicht nur das Erbe Goethes und Schillers, sondern auch das von Franz Liszt.

Unter dem Thema "Ein Europäer in Thüringen" feiert Weimar den 200. Geburtstag von Franz Liszt mit einer großen Landesausstellung im Residenzschloss und vielen Konzerten in der Stadt. Musikalischer Höhepunkt ist das Sonderkonzert am 22. Oktober 2011.

Dafür wurde eigens ein Projektorchester mit den besten Musikern der Weimarer Liszt-Institutionen gegründet. Unter der Leitung des Stardirigenten Christian Thielemann spielen Musiker der Staatskapelle Weimar sowie Professoren und Meisterschüler der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar. Als Solist am Klavier wird der russische Pianist Konstantin Scherbakov mit dem Variationszyklus "Totentanz" und eventuell einer Zugabe zu erleben sein.

Die einzelnen Werke im Überblick:

- Richard Wagner: "Tannhäuser", Ouvertüre

- Franz Liszt: "Totentanz", Variationszyklus für Klavier und Orchester

- Franz Liszt: "Tasso, Lamento e Trionfo", Symphonische Dichtung Nr. 2

- Franz Liszt: "Les Préludes", Symphonische Dichtung Nr. 3

Christian Thielemann begann seine Karriere mit 19 Jahren als Korrepetitor an der Deutschen Oper Berlin und arbeitete von 1979 bis 1982 als Assistent von Herbert von Karajan in Berlin, Paris und Salzburg. 1985 wurde er Erster Kapellmeister an der Düsseldorfer Rheinoper und wechselte 1988 als Generalmusikdirektor nach Nürnberg. Dort gelang dem damals jüngsten Generalmusikdirektor Deutschlands mit einer mustergültigen Aufführung von Wagners "Tristan und Isolde" endgültig der Durchbruch. Einen Ruf an die Deutsche Oper Berlin nahm er 1997 an und wurde 2004 Generalmusikdirektor der Münchner Philharmoniker. Seit 2012 ist er Chefdirigent der Sächsischen Staatskapelle Dresden und seit 2013 künstlerischer Leiter der Salzburger Osterfestspiele.

Nicht zuletzt aufgrund seiner Berliner Aufführungen sämtlicher in Bayreuth gespielter Werke Richard Wagners sowie seines Berliner Richard-Strauss-Repertoires mit "Salome", "Elektra", "Die Frau ohne Schatten" und "Daphne" gilt Thielemann als ein sehr gefragter Dirigent. In der Opernliteratur reicht seine Bandbreite bis zu Arnold Schönbergs "Moses und Aron" und Hans Werner Henzes "Der Prinz von Homburg". Tourneen führten ihn unter anderem nach Japan, Italien, Spanien, Portugal und Frankreich.

Thielemann ist an den wichtigsten Opernhäusern der Welt tätig. 1987 debütierte er mit Wolfgang Amadeus Mozarts "Così fan tutte" an der Wiener Staatsoper. Am Londoner Opernhaus Covent Garden dirigierte er "Jenufa", "Elektra", "Der Rosenkavalier" sowie Hans Pfitzners "Palestrina" - eine Produktion, die er anschließend auch im Rahmen des ersten Gastspiels von Covent Garden an der New Yorker Met leitete. An der Met dirigierte er außerdem "Die Frau ohne Schatten" und "Arabella", an der Lyric Opera in Chicago eine Neuproduktion von "Die Meistersinger von Nürnberg". Bei den Bayreuther Festspielen debütierte Thielemann im Jahr 2000 mit Wagners "Die Meistersinger von Nürnberg". 2001 dirigierte er "Parsifal", 2002 eine Neuproduktion des "Tannhäuser"; seit 2006 leitet er den Bayreuther "Ring" (Regie: Tankred Dorst). An der Wiener Staatsoper leitete er im Frühjahr 2003 eine Neuproduktion von "Tristan und Isolde"; im Juni 2005 dirigierte er eine Wiederaufnahme von "Parsifal".

Auch bei großen Orchestern wie den Wiener und Berliner Philharmonikern gastierte Thielemann. Mit dem Philharmonia Orchestra London ging er auf Tourneen in Spanien, Portugal, Italien und in die Schweiz. In den USA verbindet Christian Thielemann eine regelmäßige Zusammenarbeit mit den Orchestern in New York, Philadelphia und Chicago. Sein Debüt im Wiener Musikverein mit Strauss' "Eine Alpensymphonie" und "Rosenkavalier"-Suite wurde im Jahr 2001 von der Deutschen Grammophon veröffentlicht. Im September 2002 dirigierte Thielemann die Wiener Philharmoniker im Musikverein sowie anschließend in Paris, London und Dortmund. Im Herbst 2003 reiste er mit dem Orchester nach Konzerten in Wien zu einer Tournee nach Japan. Im Juli 2005 eröffnete er mit den Philharmonikern die Salzburger Festspiele.

Für die Deutsche Grammophon Gesellschaft nahm Christian Thielemann mit großen Orchestern alle Symphonien von Schumann und Beethoven auf. Mit dem Philadelphia Orchestra sind Vorspiele und Ouvertüren Richard Wagners erschienen. Vier Aufnahmen mit dem Orchester der Deutschen Oper Berlin waren Ouvertüren und Vorspielen von Hans Pfitzner und Richard Strauss, Carl Orffs "Carmina Burana", Schönbergs "Pelléas und Mélisande" sowie Beethoven-Kantaten gewidmet. Auch eine Arien-CD mit Thomas Quasthoff kam auf den Markt. 2006 folgte eine DVD-Aufnahme der "Arabella" aus der Metropolitan Opera.

Konstantin Scherbakov studierte bereits kurz nach seinem Debüt mit Orchester im Alter von elf Jahren bei Lew Naumow am Moskauer Konservatorium, später wurde er dessen Assistent. 1983 gewann er den ersten Rachmaninow-Wettbewerb in Moskau; internationale Bekanntheit erlangte er allerdings erst 1990, als er beim Kammermusikfestival in Asolo das gesamte Soloklavierwerk von Sergej Rachmaninow aufführte, mit einem beeindruckten Swjatoslaw Richter im Publikum.

Seitdem hat Scherbakov weltweit konzertiert und etwa 30 CDs aufgenommen, die meisten für Marco Polo/Naxos. Sein Repertoire ist zwar breitgefächert (je 50 Klavierkonzerte und Soloabende!), vor allem aber konzentriert auf virtuose und schwierigste Werke, wie etwa Johann Strauss' Tritsch-Tratsch-Polka in der Bearbeitung von György Cziffra. Neben allen Beethoven-Symphonien in den Transkriptionen von Franz Liszt finden sich vor allem selten gespielte spätromantische Komponisten, so etwa das gesamte Werk für Klavier und Orchester von Ottorino Respighi und Nikolai Medtner in seinem Repertoire. Seit 1996 spielt Scherbakov das gesamte Soloklavierwerk von Leopold Godowsky ein. Zum 130. Geburtstag von Rachmaninow 2003 spielte Scherbakov erneut dessen gesamtes Soloklavierwerk in einer Reihe von Klavierabenden.

Seit 1998 ist Scherbakov, der seit 1992 in der Schweiz lebt, außerdem Professor für Klavier an der Zürcher Hochschule der Künste ZHdK in Winterthur. Daneben ist er Jurymitglied des Busoni-Wettbewerbs.

Im Oktober 2010 gewann seine Schülerin Julianna Awdejewa den 16. Internationalen Chopin-Wettbewerb 2010 in Warschau, einen der ältesten und renommiertesten Klavierwettbewerbe, deren Gewinner zu den profiliertesten Pianisten der Welt gehören, zu ihnen zählen unter anderem Martha Argerich, Maurizio Pollini, Lew Oborin oder Stanislaw Bunin.

Das Projektorchester wurde extra für dieses Konzert zusammengestellt: Es besteht aus Professoren und Meisterschülern der Hochschule für Musik Franz Liszt sowie Mitgliedern der Staatskapelle Weimar.

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