Nach der Abschaltung von DVB-T: Alternativen zum Antennen-Fernsehen
Die DVB-T-Abschaltung kommt - Das müssen Sie jetzt wissen!
Im deutschen Fernsehen ist derzeit eine massive Umwälzung im Gange: Das Senderangebot, wie wir es seit den 1980er Jahren kennen und in dem sowohl die öffentlich-rechtlichen, als auch die privaten Sender kostenlos mit der Haus- oder Satellitenantenne ins Wohnzimmer kamen, steht vor dem Aus. Mit der Abschaltung des bisherigen Antennenfernsehens DVB-T und dem Übergang zu DVB-T2 wird aus den früheren Free-TV-Sendern - RTL, ProSieben, usw. - de facto ein Pay-TV-Angebot werden, das zudem nur über neue Receiver oder TV-Geräte empfangen werden kann.
Was ist DVB-T?
DVB-T ist das digitale Nachfolgeformat des einst analogen Antennenfernsehen. Am 30. April 2012 wurde dieses nach einer langjährigen Übergangsphase abgeschaltet und durch DVB-T ersetzt, dem ersten Standard für die digitale, terrestrische TV-Übertragung. DVB-T brachte den Zuschauern eine höhere Bildqualität und neue, rein digitale Sender, doch bereits bei Abschluss seiner Einführung war der Standard nicht mehr zeitgemäß.
Mit DVB-T2 wird seit Sommer 2015 ein neuer Standard eingeführt, von dem neben den Zuschauern auch Mobilfunkanbieter und ihre -kunden profitieren sollen. Durch die neue Übertragungstechnik werden nämlich Frequenzbereiche, die bislang zur TV-Übertragung genutzt wurden, für den Mobilfunk frei, der sie für den Ausbau seiner Netze dringend benötigt.
Was sind die Vor- und Nachteile von DVB-T2?
Mehr Sender
DVB-T2 verspricht, Zuschauern mehr Sender zur Verfügung zu stellen als bisher. Möglich wird die Übertragung zusätzlicher Sender durch die effizientere Verschlüsselungs- und Übertragungstechnik, mit der in einem kleineren Frequenzraum mehr Sendesignale ausgestrahlt werden können. Neutralisiert wird dieser Vorteil allerdings durch die geplanten Bezahlschranken für bisher frei verfügbare Sender.
Höhere Bildqualität
Mit DVB-T2 geht der Trend endgültig zum HD-Fernsehen. Der bisherige DVB-T-Standard war schon bei seiner Einführung überholt und nicht auf HD-Übertragungen ausgerichtet. Mit dem Nachfolgeformat ersetzt die HD-Übertragung mehrheitlich bisherige SD-Ausstrahlungen, allerdings geht auch dieser Vorteil aufgrund der Bezahlpflicht für die HD-Sender auf Kosten des frei empfangbaren Senderangebots.
Universelle Empfangbarkeit
Ein zentrales Versprechen hinter DVB-T2 ist die verbesserte Übertragung des digitalen Fernsehsignals. Durch die optimierte Sendetechnik, die u.a. höhere Reichweiten der Signale ermöglicht, sollen die Bildstörungen, die mit DVB-T bei Schlechtwetter schnell auftraten, der Vergangenheit angehören. Ein Teilziel hierbei ist die mobile Nutzbarkeit von TV-Geräten, um Fernsehen künftig ähnlich universell erleben zu können wie bislang das Radio. Grundbedingung hierfür ist allerdings, dass das Empfangsgerät möglichst stationär platziert wird und sich innerhalb der Reichweite des nächsten Fernsehturms befindet.
Wo gibt es DVB-T2 bereits?
In folgenden Regionen können Sie bereits heute DVB-T2 HD in der Testphase nutzen:
Bremen/Unterweser, Hamburg/Lübeck, Kiel, Rostock, Schwerin, Hannover/Braunschweig, Magdeburg, Berlin/Potsdam, Jena, Leipzig/Halle, Düsseldorf/Rhein/Ruhr, Köln/Bonn/Aachen, Rhein/Main, Saarbrücken, Baden-Baden, Stuttgart, Nürnberg, München/Südbayern
In diesen Regionen wird am 29.03.2017 vom Test- in den Regelbetrieb umgeschaltet. Mit diesem Datum wird gleichzeitig das alte DVB-T abgeschaltet.
Das Projektbüro DVB-T2 HD Deutschland bietet auf seiner Webseite einen Empfangscheck. Per Eingabe Ihrer Postleitzahl können Sie überprüfen, ob Sie DVB-T2 bereits empfangen können, ob Ihre Zimmerantenne dafür ausreicht oder ob Sie eine Außen- oder Dachantenne benötigen.
Welche Sender sind in DVB-T2 kostenlos enthalten?
Testbetrieb seit 31. Mai 2016:
ZDF, Das Erste, Sat.1, RTL, VOX, ProSieben
Regelbetrieb ab 29. März 2017:
frei empfangbare Sender:
Das Erste, ZDF, arte, phoenix, 3sat, KiKA, ONE, tagesschau24, ZDF neo, ZDF info
Regional zusäzlich empfangbare Sender:
BR, hr, MDR, NDR, Radiobremen TV,rbb, SR, SWR, WDR, ARD alpha
Sender, die einen kostenpflichtig Zugang erfordern:
RTL, ProSieben, Sat.1, VOX, RTL II, Super RTL, n-tv, sixx, ProSieben MAXX, Sat.1 Gold, RTL NITRO, Sport1, kabeleins
*Stand September 2016
Was kostet DVB-T2?
Der Empfang der Privatsender über DVB-T2 wird voraussichtlich 69 € im Monat kosten. Ist Ihr jeweiliger Fernseher oder Ihre Set-Top-Box nicht DVB-T2 fähig, können zusätzliche Kosten (ab 60 €) für die Anschaffung eines neuen Empfangsgeräts entstehen.
Welche Alternativen gibt es zu DVB-T2?
Mit der Abschaltung von DVB-T muss der Fernseher nicht schwarz bleiben. Mehrere alternative Bezugswege für das TV-Signal bieten sich an.
Satellitenfernsehen
Die privaten TV-Sender sind nach einer Übereinkunft mit dem Bundeskartellamt noch bis 2022 dazu verpflichtet, die Verbreitung Ihres SD-Signals ohne Grundverschlüsselung per Satellit zu ermöglichen. Beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk drängt man unabhängig davon, aus Kostengründen, auf eine Abschaltung des SD-Signals bis 2019. Da die öffentlich-rechtlichen Programme auch nach einer Umstellung auf HD weiter frei empfangbar bleiben, dürfen sich Sat-TV-Nutzer auch die kommenden Jahre noch über kostenlosen Empfang freuen.
Kabelfernsehen
Über 40 Prozent der deutschen TV-Zuschauer nutzen derzeit das Kabelfernsehen, das ursprünglich von der Bundespost lanciert wurde und inzwischen von unterschiedlichen Kabelbetreibern angeboten wird. Das Kabelfernsehen erlangte vor allem dadurch seine Popularität, dass es zunächst kostengünstiger war als das Satellitenfernsehen und bequem aus der Steckdose kam. Inzwischen hat das Kabelfernsehen seinen einstigen Kostenvorteil allerdings eingebüßt, da neben dem ohnehin zu entrichtenden Rundfunkbeitrag ("GEZ-Gebühr") auch Kabelanschlussgebühren und zusätzlichen Kosten für Spartenprogramme fällig werden.
IPTV (Fernsehen per Internet und App)
Die neueste und inzwischen bequemste Art, fernzusehen, kommt aus dem Internet: Per Browser oder App kann jeder Internetnutzer auf sogenannte IPTV-Dienste wie TV.de zugreifen und sich das Fernsehen per Livestream ins Haus holen. Die öffentlich-rechtlichen Sender stehen dabei kostenlos zur Verfügung, der Zugriff auf private Sender und die öffentlich-rechtlichen Sender in HD ist ab ca. 8,99 € pro Monat zu haben.
Der große Vorteil von IPTV-Angeboten ist dabei ihre Ortsungebundenheit: Nicht nur in den eigenen 4 Wänden, sondern überall, wo man innerhalb Deutschlands auch online geht, hat man den Fernseher per App auf dem Smartphone, Tablet oder Laptop mit dabei. Auf den Komfort des großen Wohnzimmerfernsehers muss man dabei trotzdem nicht verzichten, denn Dank Airplay, Chromecast oder Smart-TV-App kommen die IPTV-Livestreams auch dort sicher an.
Welche kostenlosen Alternativen gibt es zu DVB-T2?
Wer die entsprechenden Endgeräte bereits besitzt, kann den hauseigenen Satelliten-Anschluss zum Fernsehen verwenden. Wissen muss man hierbei nur, dass auch das bisherige Satellitenfernsehen seinem Ende entgegengeht: Die privaten Sender werden hier nur noch bis 2022 unverschlüsselt und damit kostenlos in SD-Qualität übertragen.
Zukunftssicherer ist da das Internetfernsehen IPTV: Mit einer schnellen Internetverbindung (ab ca. DSL 6000) kann das Fernsehen per Online-Livestream auf dem Desktop-PC, in mobilen Apps und auf Smart-TVs genutzt werden. Außerdem ist IPTV mit Boxen wie dem Apple-TV oder Amazon-Fire verfügbar. Dienste wie TV.de bieten die entsprechenden Livestreams der Sender teils kostenlos und teils kostenpflichtig an.
In der Regel gilt: Öffentlich-rechtliche Sender sind kostenfrei verfügbar, HD-Signale und private Sender sind in kostenpflichtigen Paketen enthalten.