Was geschah am 25. Dezember 0?

Was geschah am 25. Dezember 0?

Advent, Advent

11.12.2013 - 14:29 Uhr

Von Ultraüberzeugten, bzw. Unüberzeugbaren einmal abgesehen dürfte es sich inzwischen allgemein herumgesprochen haben, dass man die Bibel nicht unbedingt wörtlich nehmen sollte, da sie keine historische Abhandlung, sondern ein religiöses Dokument darstellt. Nachdem jedoch eine Reihe von eher unwahrscheinlichen Bibel-Elementen, darunter die Teilung des Roten Meeres, der brennende Dornbusch und selbst die Sintflut, inzwischen wissenschaftlich geerdet werden konnten, mag man sich in der Adventszeit die Frage stellen, wie es historisch betrachtet wohl um die Weihnachtsgeschichte stehen mag: Was passierte am 25. Dezember im Jahre 0 in Bethlehem?

Spoiler

Spoiler-Alarm: Das hier vermutlich nicht.

Die einfachste Antwort auf diese Frage lautet: Nichts, weil es kein Jahr Null gibt, sondern 1 v. Chr. direkt zu 1 n. Chr. wechselt. Hintergrund ist unter anderem die fehlende 0 im römischen Zahlensystem - die Null setzte sich in Europa erst mit der Renaissance wirklich durch -, weshalb die ursprüngliche christliche Geburtsberechnung auch auf das Jahr 1 n. Chr. fiel. Fragen wir deshalb also anders: Was geschah am 25. Dezember im Jahr 1 in Bethlehem?

Auch hier gibt es wieder eine einfache Antwort: Schon wieder nichts, weil sich Dionysius Exiguus im Jahr 525 um einige Jahre verrechnete, bzw. verschätzte. Dionysius wandte einen komplexen Berechnungsprozess an, der sich unter anderem auf einen frühchristlichen Mondkalender stützte. Sein Ziel war es allerdings nicht, das Geburtsjahr Jesu festzustellen, sondern den Ostertermin möglichst genau zu bestimmen, der bis heute als Fest der Auferstehung der bei weitem wichtigste Tag im christlichen Kalender ist.

Inzwischen gehen Historiker davon aus, dass Jesus spätestens 4 v. Chr. geboren wurde. Als Grundlage dieser Vermutung dient die übereinstimmende Angabe bei Lukas und Matthäus - den einzigen beiden Evangelisten, die sich überhaupt mit der Geburt befassen -, Jesu sei in der Herrschaftszeit von Herodes dem Großen geboren worden, welcher in erster Linie durch den - historisch angezweifelten - Kindermord von Bethlehem in Erinnerung geblieben ist und 4 Jahre vor der Zeitenwende starb.

So weit, so unklar. Was aber ist mit dem 25. Dezember? Fans von Sheldon Cooper mögen sich erinnern, dass Weihnachten für ihn nur eine moderne Fassung der römischen Saturnalien ist, die zunächst am 17. Dezember eines jeden Jahres und später zwischen dem 17. und 23. und noch etwas später vom 17. bis 30. Dezember zu Ehren des Gottes Saturn gefeiert wurden. Das Datum soll auf den Gründungstag des großen Saturntempels in Rom zurückgehen und war ein Fest der Gleichen, bei denen für einen und dann für einige Tage die Statusschranken zwischen Sklaven, Freigelassenen und Freien fielen, Herren ihre Sklaven bewirteten und man generell einen gesegneten Urzustand feierte (oder zu feiern vorgab).

So einfach wie bei Sheldon ist die Sache nicht

Und was hat das nun mit Weihnachten zu tun, Dr. Cooper? Nun: Nicht wirklich viel. Einzig der Brauch, sich an den Saturnalien zu beschenken, dürfte das heutige Weihnachtsfest beeinflusst haben. Deutlich wichtiger für den Weihnachtstermin war hingegen die Verehrung des ursprünglich möglicherweise persischen Gottes Mithras, die sich ab Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr. - hauptsächlich getragen von den Legionen - überall im Reich ausbreitete und die - wie so ziemlich jede Religion - auch ein Lichtfest zur dunkelsten Zeit des Jahres aufwies. An diesem Tag, dem dies solis invicti - dem Tag der unbesiegbaren Sonne - am 25. Dezember, versammelten sich Mithras-Anhänger überall im Römischen Reich, um die Wiedergeburt ihres Gottes zu feiern und mit ihr die Hoffnung auf einen neuen Sonnenaufgang und einen neuen Frühling. Das Fest wurde über die Jahrhunderte immer populärer, insbesondere als Mithras als Sol Invictus Reichsgott wurde und mehr und mehr Kaiser ihren eigenen Kult an ihn knüpften, dass der Termin von den Christen letztlich einfach übernommen wurde.

Bleibt: Der Ort. Was geschah im Jahr 4 v. Chr. in Bethlehem? Dieser spannenden Geschichte wollen wir uns ein anderes Mal widmen.