Frankreich hat es am Donnerstag gegen Favoriten und Weltmeister Deutschland geschafft: Mit einem (nicht wirklich verdienten) 2:0 stehen sie nun im Finale gegen Portugal. Auch wenn es eine Enttäuschung ist, hätten die Deutschen auch im Nachhinein nichts anders gemacht "Wir haben unser bestes Team bei der EM gezeigt. Ich habe unserer Mannschaft nichts vorzuwerfen", so Kroos nach der Partie. Dem stimmte auch Löw zu: "Wir haben das Spiel insgesamt klar dominiert. Die Mannschaft hat viel Leidenschaft gezeigt."
Nun stehen mit Portugal und Frankreich 2 Mannschaften im Finale, die - wenn man ein wenig spitzzüngig bemerkt - eigentlich bis dato keine Finalqualität gezeigt haben. Frankreich als Gastgeber hatte Glück, in einer leichten Gruppe gelandet zu sein und hatte auch in der K.O.-Phase Gegnerglück und Heimvorteil. Portugal hat sich durch die Gruppenphase gefühlt durchgemogelt, stand in der K.O.-Phase, ohne auch nur eine Partie gewonnen zu haben. Ohne Superstar Cristiano Ronaldo, der seine Mannschaft zu einem 3:3 gegen Ungarn rettete, wäre der Traum des Europameisters schnell ausgeträumt gewesen.
Und dennoch: Seit 13 Spielen hat die Elf von Fernando Santos nicht mehr verloren. Als der Trainer nach dem Remis gegen Österreich verkündete, "Ich plane nicht, vor dem 11. Juni nach Hause zu kommen, und ich habe das Gefühl, dass dort eine Party auf mich wartet" – da wurde er noch müde belächelt. Santos, der Prophet. Dieser begann seine Amtszeit vor circa 2 Jahren mit einem Testspiel gegen Frankreich in Saint-Denis. "In der Teamansprache damals setzten wir uns zusammen das Ziel, zum EM-Finale zurückzukehren. Wir haben es geschafft. Jetzt haben wir das Finale. Und wer immer diesen Satz als Erster gesagt hat – Finals spielst du nicht, du gewinnst sie." Und auch zu der häufig kritisierten berechnenden Spielweise der Portugiesen, die bis dato wenig sieg- und torreiche Partien absolvierten, hat Santos den passenden Spruch sitzen: "Ich bin lieber hässlich in Frankreich als schön zu Hause" Für die Franzosen ist ein Traum wahr geworden: Die Chance, den Titel im eigenen Land zu holen. Das Spiel gegen Weltmeister Deutschland hat, trotz zu kritsierender Vorstellung der Mannschaft - wir erinnern uns an missglückte Konterversuche und das Einigeln in den eigenen Strafraum - auch den letzten Franzosen in Fußball-Euphorie versetzt. Für das Finale sollten sie jedoch vorsichtshalber einen eigenen Jubel vorbereiten. Den Isländern hat die Kopie ihres Schlachtrufes nämlich gar nicht gefallen!
Jesus christ France...you beat us, find your own way to celebrate your win! #embarrasing
— Icelandic Football (@icelandfootball) 7. Juli 2016
Nicht nur der Heimvorteil und das hohe Aufgebot an Spielerstars macht Frankreich trotz Portugals Ronaldo zum Favoriten.
Auch ein Blick auf die Bilanz lässt vermuten, dass Frankreich tatsächlich den Titel holen kann. Von insgesamt 24 Partien konnten die Franzosen unglaubliche 18 Siege verbuchen. Zuletzt konnten sie die Portugiesen bei der WM 2006 im Halbfinale mit 1:0 schlagen. Auch die letzte freundschaftliche Begegnung beider Mannschaften im September 2015 konnten die Franzosen gewinnen.
Wir bleiben gespannt und drücken vielleicht trotz ein wenig Gram den Franzosen die Daumen, den Traum vom Titel zu Hause wahr zu machen.