Spielbericht: Wales gg. Nordirland (1:0)

Spielbericht: Wales gg. Nordirland (1:0)

Per Eigentor ins Viertelfinale

25.06.2016 - 20:53 Uhr

Die Fans sind da

Der zweite Brexit der Woche ist beschlossene Sache: Das Team von Nordirland muss seine Sachen packen und nach Hause fahren, die Waliser dürfen noch ein Weilchen in Frankreich bleiben.

Das Spiel im Pariser Prinzenpark war von Anfang an nicht gerade sehnsüchtig erwartet worden, da von vornherein klar war: Hier würden starke Abwehrreihen auf starke Abwehrreihen treffen, und abgesehen vom Waliser Superstar Gareth Bale traute man kaum einem Spieler die technischen Fähigkeiten zu, sich da irgendwie durchzuwurschteln. So kam es wie es kommen musste: Der Ball flog eifrig hin und her, aber nach Fußball sah das nur selten aus.

Der Reihe nach: In der Anfangsphase versuchte es Nordirland mit taktischer Raffinesse. Um sich Räume im Waliser Strafraum zu schaffen, lockten die Nordiren den Gegner in ihre Hälfte und zwangen das Team aus Wales förmlich dazu, dem Ball nachzujagen, der scheinbar ohne offensive Ambitionen durch die nordirische Hintermannschaft lief. Sobald die Waliser dann nach vorne kamen, folgte der nordirische Pass hinter die aufgerückte Abwehr, wo Dallas bereits wartete und einfach mal draufhielt. In der 9. Minute allerdings noch ohne Erfolg, Hennessey war auf dem Posten.

3 Minuten später hatte Wales seine erste Möglichkeit: Mit Hacke-Spitze-Tralala versuchte Ramsey, das nordirische Tor zu treffen, nachdem er von Bale eingesetzt worden war. McGovern im Tor der Nordiren nahm es gelassen und hielt entspannt.

10 Minuten später es dann für wenigen Sekundenbruchteile: TOOOOR. Nach einer Flanke von Bale kam Vokes zum Kopfball, Ramsey verlängerte aus dem Abseits. Hätte er es nicht getan, hätte McGovern diese Kugel wohl sicher gehabt.

Wie wichtig ist Bale für Wales? Sooo wichtig

Auf der gegenüberliegenden Spielfeldseite versuchte es 3 Minuten später Jamie Ward mit einem Distanzschuss, der mit etwas Fortune direkt unter die Latte gepasst hätte. Hennessey riskierte lieber nichts und stieß den Ball über das Tor.

Was dann folgte, war mühsam: Fehlpässe dominierten das Spiel, Bälle gingen sinnlos verloren. Die Waliser versuchten es nun immer wieder mit langen Bällen in die Spitze, die ihr Ziel nicht erreichten, die Nordiren stießen über links gegen die walisische Defensive vor, die mit diesem Tempo nicht mithalten konnte und deshalb wieder und wieder die Notbremse zog. Für Nordirland ergaben sich aus den ruhenden Bällen Kopfballchancen, so in der 40. Minute, als Williams vor Cathcart zur Ecke klären musste.

Nach 45 Minuten hatte Nordirland mehr Chancen gehabt, während Wales mit den besseren aufwarten konnte. Unterm Strich: Ein friedlich, schiedliches 0:0 der beiden britischen Teams.

Die erste Halbzeit endete torlos

Nach dem Seitenwechsel kam Nordirland besser ins Spiel. In der 48. Minute konnte die nordirische Sturmspitze Lafferty 4 Abwehrspieler stehenlassen und wäre durchgewesen, wenn - ein wichtiges Wort bei diesem Spiel - Chester nicht eiskalt reagiert und dem Angreifer den Ball wieder weggespitzelt hätte.

Nach 53 Minuten Spielzeit schien Wales kurzzeitig die Oberhand zu gewinnen: Ramsey flankte da auf Vokes im Strafraum der Nordiren, der Ball allerdings ging knapp am Tor vorbei. Eine weitere gute Chance folgte 5 Minuten später durch einen Freistoß, den Bale klasse ausspielte. McGovern streckte sich lang und klärte zur Ecke.

Dann aber zerfaserte das Spiel wieder völlig und verhakte sich in misslungenen Angriffen und nicht zuendegespielten Gegenangriffen: Erfolgreiche Pässe wurden Mangelware, und auch die ruhenden Bälle wurden immer unkonzentrierter verspielt.

Das einzige Tor der Partie fiel dann in der 75. Minute eigentlich aus dem Nichts: Bale raste über links nach vorn und flankte, wie schon so oft, in den Strafraum, wo dem nordirischen Abwehrspieler Gareth McAuley gar nichts anderes übrig blieb, als einen Klärungsversuch zu unternehmen, da hinter ihm Robson-Kanu bereits lauerte. Der Ball war allerdings dermaßen knapp vors Tor gesetzt, dass der Ball nur im Netz landen konnte, bitter für Nordirland, aber auch raffitückisch gemacht von Bale.

Zugegeben: Schön ist anders

Was nun folgte, lässt sich nur als Abwehrschlacht bezeichnen: Die Waliser kämpften um jede Sekunde Zeitverlust, die Nordiren mussten das Ausgleichstor erzwingen. Ihr größter Gegner dabei waren allerdings nicht die Waliser Abwehrreihen, sondern deren verständliche, aber offensichtlich unfaire Zeitschindungstaktik, durch die immer wieder wertvolle Minuten verstrichen.

In den letzten Minuten hatte Magennis dann noch einmal eine Chance, einen nordirischen Kopf im Waliser Strafraum zu finden, doch seinen langen Einwurf pflückte Hennessey aus der Luft. Auch die Ecke, die sich die Nordiren noch einmal erkämpften, konnten die Waliser mühelos klären.

Am Ende eines Rumpelfußballspiels steht Wales im Viertelfinale der Europameisterschaft, die Nordiren fahren mit dem bislang größten Erfolg der Teamgeschichte nicht unzufrieden nach Hause. Wales trifft nun auf den Sieger des Spiels Ungarn gegen Belgien.

Hauptsache ein Tor

Achtung: Süß. Gareth Bale und seine Tochter nach dem Sieg

So sehen Sieger aus