Spielbericht: Frankreich gg. Island (5:2)

Spielbericht: Frankreich gg. Island (5:2)

Torfestival für den deutschen Halbfinal-Gegner

03.07.2016 - 23:49 Uhr

Torfestival in Saint-Denis

Das isländische Märchen ist ausgeträumt: Gegen erstmals von Anfang an engagierte Franzosen konnten die Europameister der Herzen aus dem fernen Norden nur 10 Minuten lang überhaupt mithalten. Danach übernahmen die Franzosen komplett die Kontrolle, spielten mühelos die isländische Hintermannschaft Mal auf Mal aus und trafen nach Belieben. Das Tor ins Halbfinale stand für den Gastgeber bereits nach 20 Minuten weit offen, nach 45 Minuten war die Partie endgültig entschieden.

Das isländische Happy End des Abends gab's schon vorher

Begonnen hatte das Spiel dabei sogar recht optimistisch für die Nordmänner: Den ersten Abschluss hatte Sigurdsson auf dem Schuh, doch Frankreichs Keeper Lloris nahm es gelassen und schnappte sich den Ball.

Auf der isländischen Spielfeldseite begann hingegen schon in der Anfangsphase, vieles schiefzugehen: Die ehemals so sichere Abwehrkette wirkte desorganisiert und erlaubte der Équipe tricolore immer wieder, sich vor dem Tor die Bälle hin- und herzuspielen. Halldorsson hatte in der 5. Minute noch einmal Glück, als er Griezmann den Ball vor dem Fuß wegschnappen konnte, 7 Minuten später aber klappte das nicht mehr.

Matuidi war es da gelungen, mit einem einzigen Pass die komplette isländische Hintermannschaft auszuspielen und Giroud zu erreichen, der gut stand, um aus halblinker Position ins rechte Eck zu treffen. Keine Chance für Halldorsson.

Die Isländer versuchten, mit ihrer bekannten Killertaktik zu kontern: Freistoß-Einwürfe mit Kopfballverlängerungen, mit denen sie bisher jeden Gegner überraschen konnten. Die Franzosen aber hatten die Lektionen ihrer Vorgänger gelernt und standen sicher.

Um aber auch so gar nichts anbrennen zu lassen, machten sie schon in der 20. Minute alles klar für den Sieg: Eine Ecke von Griezmann landete da im Strafraum, wo Pogba höherstieg als alle Isländer und genial per Kopf das 2:0 erzielte. Ein wunderschönes Tor.

Gewohnt kämpferisch nahmen die Isländer den Rückstand relativ gefasst und drückten auf den Anschlusstreffer: In der 25. Minute wäre ihr Einwurf-Freistoß fast geglückt, doch auch wenn Sigthorssons Verlängerung Bödvarsson, konnte der den Ball nicht aufs Tor bringen.

Vor allem aber gelang den Isländern aus dem Spiel selbst wenig, und das hatte vor allem mit den Franzosen zu tun, die technisch stark den Ball absicherten, um dann schnell zu versuchen, die isländische Hintermannschaft stehenzulassen. Island rannte entsprechend viel, kam aber auf keinen grünen Zweig.

Nach einer kurzen Drangphase ab der 30. Minute, beschlossen die Franzosen, den Sack endgültig zuzumachen: In der 42. Minute erreichte Griezmann Payet mit einer Flanke, die dieser vor dem Sechzehner durch eine Lücke in der isländischen Hintermannschaft aufs Tor bringen konnte. Unhaltbar für Halldorsson landete der Ball im rechten Eck.

3 Minuten später beendete Griezmann die erste Halbzeit mit einem weiteren Treffer: Die nun völlig konsternierte isländische Abwehr wurde von Pogba, wie schon beim 1:0, mit einem einzigen langen Ball überspielt. Griezmanns Tor war danach nur noch Formsache, doch durch einen wunderschön gespielten Heber machte Frankreichs Stürmertalent aus dem 4:0 noch einmal einen echten Hingucker.

Für die Isländer war damit klar, dass es in der 2. Halbzeit allenfalls noch um einen Ehrentreffer gehen würde. Und den erzielten sie tatsächlich: Unterstützt von lautstarken Fans traf Sigthorsson in der 56. Minute zum 4:1. Die Vorlage war eine Flanke von Gylfi Sigurdsson, die Samuel Umtiti nicht zu klären vermochte. Dem würdigen Abschied Islands stand nun eigentlich nichts mehr im Wege.

Doch die Franzosen nahmen den Anschlusstreffer offenbar als Affront auf und setzten direkt das 5:1 dagegen: Nach einem Freistoß von Payet, den Bjarnason durch ein mit Gelb geahndetes Foul verursacht hatte, kam Giroud im Strafraum an den Ball und nickte ein.

Die Isländer nahmen das Tor wiederum zum Anlass, sich auf die Jagd nach dem nächsten Ehrentreffer zu machen: In der 63. Minute hatte Ingason das Tor schon auf dem Schädel, aber Hugo Lloris konnte mit einer Glanzparade den Einschlag abwenden.

Die Franzosen schalteten nun zwei Gänge zurück, um ihre Kräfte für das Halbfinale zu schonen, doch Räume öffneten sich für die Nordmänner dadurch nicht: Zu dominant spielten die Hausherren auch ohne Payet und Giroud die Zeit herunter.

Islands Coach Lars Lagerbäck brachte nun seinen Joker an den Start: Gudjohnsen kam für Sigthorsson und motivierte sein Team noch einmal zu einem letzten Kraftakt. Eine Flanke von Skúlason erreichte in der 84. Minute Bjarnason am langen Pfosten, der das zweite und letzte isländische Tor des Abends erzielte.

Ändern konnten die Wikinger damit aber auch nichts mehr: Am Ende setzten sich die Franzosen klar gegen den Außenseiter durch, der erhobenen Hauptes nach Hause fahren kann.

Auf die Équipe tricolore wartet nun der Gegner, der in Brasilien für das WM-Aus sorgte: Die deutsche Mannschaft. Anpfiff zum Revanche-Halbfinale ist am Donnerstagabend um 21 Uhr.