Spielbericht: Schweiz gg. Polen (1:1 n.V. / 5:6 n.E.)

Spielbericht: Schweiz gg. Polen (1:1 n.V. / 5:6 n.E.)

Elfmetersieg für Polen

25.06.2016 - 18:42 Uhr

Die Achtelfinalspiele sind offiziell eröffnet: Mit der Partie Schweiz gegen Polen startete die Europameisterschaft in Saint-Étienne in die KO-Runde und das direkt mit der ersten Verlängerung und dem ersten Elfmeterschießen.

Losgegangen war das Spiel dabei eher ungewöhnlich: Polen machte entgegen seiner üblichen Spielweise direkt mal Dampf und hatte direkt in der 1. Minute nach einem schwach geklärten Ball eine Großchance, die allerdings ungenutzt blieb.

Auch danach kam von Polen deutlich mehr als von den Schweizern, die in der Anfangsphase unkonzentriert wirkten und ihre Vorstöße nie zuendespielten. Erst nach 10 Minuten brachten sie überhaupt mal einen Abschluss zustande, der wirkungslos verpuffte.

Nach 18 Minuten Polen mit einer Großchance: Die kurz gespielte Ecke wurde auf Milik umgeleitet, der aus dem Strafraum schoss. Im letzten Moment warf sich dann aber die Schweizer Abwehr in den Ball. Polens Dominanz jedoch war bis zu diesem Zeitpunkt unübersehbar.

Während die Schweizer tapfer verteidigten, kamen die Polen 10 Minuten später zur nächsten Chance: Milik flankte den Eckball schön auf Krychowiak, der frei zum Kopfball kam. Sein Ball aber berührte nicht einmal die Latte.

Die Polen aber waren nun in bester Torlaune: In der 33. Minute konterten sie sich in den Schweizer 16er. Milik konnte abschließen, doch auch dieser Ball fand nicht ins Tor.

Auf der Gegenseite hatten dann erstmal die Schweizer eine richtig gute Gelegenheit: Der Eckball von Rodriguez fand Schär im Strafraum, doch der konnte seinen Kopfball nicht gezielt aufs Tor bringen. Nach einem Aufsetzer am Boden landete er sicher in den Armen von Fabianski.

Kurz darauf machen die Polen, was sie immer gut können: Aus einer gegnerischen Chance eine eigene zu zaubern. Nach einem gefährlichen Ball auf das polnische Tor, wurde den Schweizern eine Ecke zuerkannt, die komplett nach hinten losging. Fabianski hatte das Leder sicher und warf lang ein auf Grosicki, der über links nach vorne ging, dann kurz in die Mitte schwenkte und Jakub „Kuba“ Błaszczykowski wunderbar in Szene setzte. Der konnte Sommer von rechts kontrolliert tunneln. Ein schönes Tor und die verdiente Führung für Polen.

Die Schweizer machte dieser Rückstand aber nicht lethargisch, sondern heiß: Nach einem kaum zweiminütigen Schock begannen sie, die polnische Hintermannschaft mit Flanken und Abschlussversuchen einzudecken. Die waren allesamt leidenschaftlich gespielt, aber das Powerplay erreichte nie auch bloß den Keeper. Trotzdem: Was die Schweizer in der 2. Hälfte spielen würden, war nun klar.

Und so ging es mit dem Anpfiff zur 2. Halbzeit auch mit Höchstgeschwindigkeit weiter: Direkt in der ersten Minute tankten sich die Schweizer über rechts in den Strafraum. Der Angriff brachte ihnen zwar nur eine Ecke ein, doch die war gefährlich. Fabianski hielt glänzend.

Was dann folgte, war buchstäblich ein Schlagabtausch: Munter ging es hin und her, und eifrig wurde nun gefoult. In der 55. Minute holte Schär Lewandowski dermaßen rustikal von den Beinen, dass der Bayern-Star tatsächlich eine 180-Grad-Drehung hinlegte, bevor er den Boden erreichte. Rot war das vielleicht nicht, aber dunkelgelb mindestens.

Die Polen nahmen diese Warnung ernst und begannen, sich nun komplett hinten einzugraben, um die Führung irgendwie über die Zeit zu bringen. Die Schweizer dagegen spielten vom Stil her spanisch, doch vom Ergebnis her noch nicht. In der 65. Minute lag der Ausgleich dabei schon in der Luft, als Rodriguez Embolo zu erreichen suchte, der frontal vor dem polnischen Tor aufgelaufen war. Fabianski schnappte sich in letzter Minute den Ball und wurde dafür von Embolo gepflegt umgesäbelt.

8 Minuten später konnte Rodriguez selbst am Ausgleich schnuppern: Einen Freistoß brachte er gefühlvoll aufs Tor, der Treffer in der oberen rechten Ecke wäre eigentlich nur noch eine Formalität gewesen, aber Fabianksi hechtete hoch und konnte den Ball ins Aus umlenken.

Auch danach blieb die Schweiz im Vorwärtsgang: In der 79. Minute kam Djourou nach einem flach gespielten Freistoß zum Abschluss, doch sein schwacher Ball prallte an der Mauer ab. Dann aber kam Seferovic an die Kugel, und sein Schuss war brandgefährlich. Glück für die Polen, dass er an die Latte krachte.

Nach 3 guten Chancen hatte Fortuna dann aber ein Herz für die Schweizer: In der 82. Minute kämpfte Shaqiri sein Team zurück ins Spiel. Wieder lieferte Rodriguez eine tolle Flanke, diesmal landete sie bei Shaquiri, der den Ball mit dem Rücken zum Tor per Fallrückzieher im Kasten unterbringen konnte. Die Wahl zum Tor des Monats sollte in der Schweiz einfach werden.

So sehr sich die Schweizer danach aber auch bemühten, schafften sie es bis zum Schlusspfiff nicht mehr, das zweite Tor hinterherzuschieben, das angesichts einer tollen zweiten Halbzeit durchaus verdient gewesen wäre. So kam es wie es kommen musste: 30 Minuten Verlängerung.

Und auch hier ging es weiter wie in der 2. Halbzeit: Die Polen starteten allenfalls Entlastungsangriffe und hofften auf Konterchancen oder sogar jetzt schon auf das Elfmeterschießen, die Schweiz drückte auf den Siegtreffer. 2 gefährliche Chancen dafür hatte sie:

In der 113. Minute hatte Derdiyok den Siegtreffer auf dem Kopf, als Shaqiri, der in der kompletten Verlängerung rechts ackerte bis zum Umfallen, eine perfekte Flanke vors Tor brachte. Da die polnische Abseitsfalle nach hinten losgegangen war, kam Derdiyok zum Kopfball, doch sein zu unkonzentriert gespielter Ball landete sicher bei Fabianski.

5 Minuten später die nächste Chance: Nach Flanke von Seferovic konnte sich Derdiyok erneut durchsetzen, doch sein Rutscher in Torrichtung ist nicht genau genug getimt. Der Ball ging genau neben den Kasten.

Die letzte Chance des Spiels gehörte dann den Polen: Wie schon kurz nach dem Anpfiff riskierte Sommer da Kopf und Kragen, als er einen Ball nicht geklärt bekam. Nur mit viel Glück konnte seine Abwehr diese Kugel noch klären.

Noch immer 1:1 nach 120 Minuten, das hieß: Elfmeterschießen. Und hier war es Granit Xhaka, der den Ball auf Schweizer Seite hoffnungslos danebenschoss. Da alle Polen trafen, endete das Spiel mit dem Treffer von Krychowiak mit einem Endstand von 5:6. Polen damit im Viertelfinale der Europameisterschaft, für unglückliche Schweizer geht es heim in die Berge.