Spielbericht: Österreich gg. Ungarn (0:2)

Spielbericht: Österreich gg. Ungarn (0:2)

2:0 für und gegen die Doppelmonarchie

14.06.2016 - 20:31 Uhr

Die Partie Österreich gegen Ungarn sorgte schon lange vor dem Anpfiff für K.u.K.-Witze, die wir kurz abhaken wollen, bevor wir zum eigentlichen Thema kommen:

Spielerisch war ähnliche Vorhersagbarkeit angekündigt: Österreich sollte, gestützt auf Superstar David Alaba, schnell punkten und den Ungarn keine Chance lassen.

In der Anfangsphase lief es auch entsprechen: Die Österreicher dominierten und kamen schon 30 Sekunden nach Anpfiff zur ersten Großchance. Aus entspannten 20 Metern zog Alaba einfach mal ab, doch sein Ball traf erstmal nur den Pfosten.

Es ging gut los

Danach wickelten die Österreicher die Ungarn komplett in ihrem Strafraum ein und spielten tendenziell spanisch mit hohem Druck und dem Willen zum Tor. Arnautović spielte in Minute 10 Alaba geschickt an, der aus kürzester Distanz flach aufs Tor drückte. Der letztlich aber zu unkonzentriert verarbeitete Ball landete bei Torwart Gábor Király.

Die Ungarn ihrerseits überzeugten in der ersten halben Stunde so gar nicht, zu unplatziert ihre Pässe, zu häufig ihre Ballverluste. Eigentlich wartete jeder auf den Führungstreffer der Österreicher.

Dass der nicht fiel, hatten sie sich einzig selbst zuzuschreiben: Nach 20 Minuten verflachte das Niveau, und das Tempo ließ nach. Die Ungarn fassten Selbstvertrauen, die Österreicher verloren die Kontrolle. Unausgegoren drohte die Partie, zum Grottenkick mit Mittelfeldgeplänkel und A-Jugend-Pässen zu verkommen.

Prädikat: Topspiel

Einzig durch Flanken machten sich die Österreicher nun noch bemerkbar, so in der 28. Minute, als Christian Fuchs im Strafraum Alaba fand, der Junuzović einzusetzen versuchte. Der aber scheiterte an Richárd Guzmics.

Eine letztlich spielentscheidende Szene gab es in der 33. Minute: Aleksandar Dragović brachte da Szalai an der Seitenlinie zu Fall und kassierte dafür die erste gelbe Karte des Spiels. An sich keine große Sache, doch das Foul sollte noch bittere Konsequenzen haben.

In der ersten Halbzeit hätten diese Gesichter zeitweise durchaus einen Torjubel verdient gehabt

Österreichs größte Chance kam in Minute 41 durch Arnautović, der über Junuzović Martin Harnik an den Ball brachte. Der hatte so die ideale Gelegenheit, aus 11 Metern einzunetzen, doch wie schon bei einigen seiner Kollegen bei dieser EM stimmte die Bodenhaftung nicht. Harnik verlor das Gleichgewicht, den Ball und die Chance.

Die zweite Albzeit begann wie die erste: Mit etwas mehr österreichischem Schwung und ungarischer Defensive, wobei die Ungarn ähnlich agierten wie die Tschechen gegen Spanien und den Gegner anrennen ließen. Die dadurch entstehenden Räume in der österreichischen Abwehr nutzten sie dann für teils gefährliche Gegenstöße.

In der 55. Minute kann Robert Almer einen solchen Angriff noch mit Mühe und Not abwehren, doch spätestens jetzt war klar: Da geht was für die Ungarn. 7 Minuten später war es dann so weit: Die unorganisierte österreichische Abwehr schaffte es nicht mehr, den Ball noch zu klären, sodass Kleinheislers Pass Szalai erreichte, der so ein nicht gerade schönes, aber doch so wichtiges Tor machen konnte.

Ein Tor der Marke "Hässlich, zugegeben, aber nützlich"

Den Todesstoß gaben sich die Österreicher 3 Minuten später aber selbst: Erneut ging Dragović zu hart in den Zweikampf und kassierte verdient die zweite gelbe Karte der Partie. Gelb und Gelb macht gelb-rot, und Dragović konnte schonmal duschen gehen. Die Österreicher angeschlagen, wenn auch noch nicht versenkt.

Sich so aus dem Spiel zu kegeln, war ernsthaft überflüssig.

Bis zur 75. Minute stürmte Österreich in Unterzahl dem Ausgleich hinterher, doch danach schwanden die Kraftreserven. Die letzte echte Chance, das 1:1 noch zu erzielen, verpasste Fuchs in der 84. Minute mit einem Eckball, der Freund und Feind unbeeindruckt ließ.

Danach nutzte Ungarn entspannt, aber immer wieder gefährlich seine Feldüberlegenheit. In der 88. Minute kam Stieber nach einem Zuckerpass bis vors österreichische Tor, wo er Almer mit einem Heber Marke "Sonntagsschuss" überwand. Die Überraschung des Tages war damit perfekt.

Überraschung: Perfekt

In der Endphase mühten sich die Österreicher dann mehrfach, zumindest mit einem Ehrentreffer vom Platz zu gehen, doch selbst eine an sich gefährliche Freistoßgelegenheit in der 90. Minute verpuffte ungenutzt.

Nicht nur Franz und Sissi hätten sich dieses Spiel letztlich wohl lieber erspart

Für die Österreicher steht nun schon am Samstag gegen Portugal ein mögliches Endspiel an, Ungarn trifft zuvor auf Island.