England ging Dank einer perfekten EM-Qualifikation mit 10 Siegen in 10 Spielen in Marseille als klarer Favorit ins Rennen. In den ersten 15 Minuten unterstrichen die Engländer mit einem hohen Tempo und großen Druck diesen Anspruch. Danach folgte allerdings nicht mehr viel. Die russische Mannschaft stand nun etwas sicherer in der Defensive, machte aber selber keine großen Ambitionen, den englischen Strafraum zu erobern. So standen nach 25 Minuten sieben Torschüsse für die Engländer und einer für Russland auf dem Notizzettel.
Das lag aber auch an dem guten Pressing der Engländer, die die Russen hier kaum zur Entfaltung kommen liesen und Stürmer Dzyuba völlig abmeldeten.
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Die Engländer erarbeiten sich mit einer engagierten Leistung zur Halbzeit optische Vorteile auf dem Platz, können dieser aber nur selten in wirkliche Torgefahr ummünzen.
Die zweite Halbzeit began, wie die erste endete - vermutlich war man hier die ersten 20 Minuten gemeinsam mit den Russen zur Tea-Time unterwegs. In der 71. Minute wurde es dann dafür um so spannender. Wayne Rooney kommt nach einem Pass von Rose völlig frei zum Schuss. Russlands Keeper Akinfeev verhindert mit einer Glanzparade das Gegentor und lenkt den Ball an die Latte. Lallana will den Abpraller verwerten, wähnt sich jedoch im Abseits und beschert dem Leder ein Treffen mit dem Pfosten.
2 Minuten später klappte es dann besser. Aus etwa 20 Meter Torentfernung gab es einen Freistoß, zu dem Eric Die antrat. Die russische Mauer deckte auf rechts und Torwart Akinfeev entschloss sich zur Deckung in der Mitte. Die nutzte die Chance und schlenzte das Leder platziert und wuchtig in die linke Ecke.
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Eine nennenswerte Reaktion der Russen war auch zehn Minuten nach dem Gegentreffer nicht auszumachen.
Das Spiel schien schon verloren, eine Schlussoffensive fand nicht statt. Doch dann trifft Russland in der 93. Minute doch noch aus heiterem Himmel: Nach einer hohen Flanke von Schennikov in den Strafraum köpft Vasili Berezutski den Ball aus dem Strafraumzentrum in Richtung linkes oberes Eck. Englands Keeper Joe Hart wird auf dem falschen Fuß erwischt, Glushakovs Einsatz auf der Linie ist gar nicht mehr nötig, der Ball ist schon drin im Tor.
Russland als gefühlter Sieger, England als gefühlter Verlierer: Wie unterschiedlich doch ein Unentschieden im Auftaktspiel bewertet werden kann bzw. muss. England war über weite Strecken das bessere Team und belohnte sich knapp 20 Minuten vor Schluss für die dominante Spielweise mit dem zwischenzeitlichen Führungstreffer durch Dier. Doch da ein Spiel eben 90 Minuten plus Nachspielzeit dauert, reichte dieses 1:0 nicht für drei Punkte. Und so bleibt es dabei: England kann bei Europameisterschaften einfach kein Auftaktspiel gewinnen!