Spielbericht: Deutschland gg. Frankreich (0:2)

Spielbericht: Deutschland gg. Frankreich (0:2)

Es hat nicht sollen sein

08.07.2016 - 00:16 Uhr

Erst hatten wir kein Glück und dann kam auch noch Pech dazu: Deutschland verabschiedet sich mit einem starken, aber leider torlosen Auftritt von der Europameisterschaft. Auf die glücklichen Franzosen warten am Sonntag nun Ronaldos Portugiesen.

Dabei war vom französischen Team im Spiel selbst nur wenig zu sehen: Zwar hatte die Équipe tricolore stark begonnen, doch die 5minütige Pressing-Phase führte nur zu einem Torschuss von Griezmann aufs untere rechte Eck, den Neuer sauber klären konnte.

Nach 10 Minuten übernahmen dann die Deutschen die Kontrolle über die Partie und drängten ihren Gegner weit in die französische Hälfte zurück. In der 13. Minute dann die erste gute Chance für die deutsche Mannschaft: Kimmich erreichte Can, der den Ball bis zur Grundlinie vorantrieb und dann in den Strafraum spielte, wo Müller zum Abschluss kam. Der Ball allerdings flog deutlich links am Kasten vorbei.

Eine Minute später die nächste Gelegenheit: Draxler konnte sich im Strafraum links in Ballbesitz bringen und Can im Zentrum anspielen. Der zog ab, aber nicht ohne Grund haben die Franzosen Hugo Lloris zu ihrem Keeper gekürt: In letzter Sekunde konnte der Tottenham-Torwart retten.

Danach versuchten die Franzosen, über Konter wieder ins Spiel zu kommen: Immer wieder ging es über links nach vorn, wobei Kimmich seine Mühe hatte, mit Pogba, Payet und Griezmann fertigzuwerden. 45 Minuten lang war allerdings immer ein deutscher Körperteil zwischen den Franzosen und dem letzten, entscheidenden Schritt zum Tor.

In der französischen Hälfte versuchten es die Deutschen in der 21. Minute derweil per Eckball: Im Strafraum wurde Toni Kroos dabei zu Fall gebracht, doch der Schiedsrichter wollte kein Foul gesehen haben. 2 Minuten später folgte die nächste Chance aus dem Spiel heraus: Özil versuchte, Müller zu erreichen, der aber ausrutschte und die mögliche Gelegenheit vergab.

Fouls wurden bei diesem Spiel seltsamerweise fast nur auf deutscher Seite gezählt

Die Franzosen blieben die ganze Zeit über nur per Konter oder Standard gefährlich: In der 25. Minute brachte Schweinsteiger Payet zu Fall, der selbst zum folgenden Freistoß antrat. Die Mauer konnte er problemlos überwinden, doch die Ein-Mann-Mauer Neuer hielt ebenso problemlos stand.

Überragend war in dieser Phase Schweinsteiger, der in Libero-Manier das Vorfeld der Hintermannschaft absicherte und immer wieder Bälle eroberte und französische Angriffe abblockte. In der 26. Minute kam er gar selbst zum Schuss, doch sein genial platzierter Ball konnte von Lloris noch mit den Fingerspitzen über die Latte befördert werden. Bis zur Pause folgten Beinahechancen von Müller in der 32. Minute, Draxler in der 35. und noch einmal Müller in der 39.

Ab der 40. Minute wurden die Franzosen dann wieder aktiver: In der 41. Minute konnte Griezmann die deutsche Hintermannschaft - wieder über links - ausspielen, doch sein Ball ging ans Außennetz. In der 42. musste Höwedes zur Notrettung ansetzen, nachdem Boateng durch einen Fehler Giroud in Ballbesitz gebracht hatte. Mit einer genialen Grätsche rettete Höwedes im Strafraum für Deutschland.

Und dann ging alles schief: Eine französische Ecke, die problemlos vermeidbar gewesen wäre, wurde von Schweinsteiger per Hand geklärt. Die hatte da oben absolut nichts verloren, der folgende Elfmeter und die gelbe Karte waren insofern folgerichtig. Griezmann trat an und versenkte den Ball unhaltbar im linken Eck.

Die Deutschen waren wie vom Schlag gerührt, konnten sich in der Pause aber von ihrem Schock erholen: Zu Beginn der 2. Halbzeit drückten die Franzosen zwar kurze Zeit aufs 2:0, konnten die deutsche Abwehr aber wieder nicht ernsthaft in Bedrängnis bringen. Ab der 55. Minute war das Spiel dann wieder komplett in deutscher Hand.

Dann aber folgte der nächste Schock: Boateng, das personifizierte deutsche Abwehrbollwerk, musste verletzt den Platz verlassen, Mustafi kam als Ersatzmann. Und machte seine Arbeit auch insgesamt richtig gut, nur ohne Boateng und Hummels fehlte in der Abwehr das letzte Quentchen Feinabstimmung, und das sollte sich rächen.

Direkt in der 63. Minute kamen die Franzosen zu einer Ecke, die Koscielny aufs Tor bringen konnte. Bzw. knapp darüber, denn der Ball flog über die Latte.

Die Deutschen versuchten nun wieder vieles, um irgendwie den Ausgleich zu erzielen, aber Zielwasser wurde in der Halbzeit offenbar nicht ausgeschenkt: Mustafi köpfte aus dem Abseits über das Tor, und der für Can eingewechselte Götze brachte auch nicht mehr Torgefahr ins Spiel.

In der 72. Minute dann der Knockout: Kimmich verlor den Ball im eigenen Strafraum, Pogba konnte Mustafi ausspielen und flanken, Neuer wehrte gegen Giroud ab, konnte den Nachschuss von Griezmann aber nicht mehr kontrollieren: Der Ball zappelte im Netz.

Doch die Hoffnungen der deutschen Elf waren damit sichtlich nicht verflogen: In der 74. Minute versuchte Kimmich, seinen Patzer wiedergutzumachen und zog aus der zweiten Reihe ab. Ein toller Schuss, der der verdiente Anschlusstreffer hätte sein können, doch das Leder flog an den Pfosten.

Draxler versuchte es in der 76. Minute mit einem Freistoß, der gut getreten war: Diesmal flog der Ball rechts am Tor vorbei. Danach ging Löw - zu spät vielleicht - volles Risiko und brachte mit Sané einen aggressiven Ersatz für Schweinsteiger. Und damit kam noch einmal ordentlich Wind ins Spiel, denn der Schalker zog wieder und wieder in den Strafraum.

Die beste Chance kam allerdings fast im letzten Moment, als eine deutsche Flanke Kimmich erreichte, der jeden anderen Torhüter an diesem Abend geschlagen hätte. Lloris aber rettete genial aus kürzester Distanz.

Nach 4 Minuten Nachspielzeit war der deutsche Traum vom ersten Europameistertitel seit 20 Jahren dann ausgeträumt, Frankreich zieht nach einer mehr als offen gestalteten Partie, die jederzeit anders hätte laufen können, ins Finale gegen Portugal. Am Sonntag heißt es im Stade de France dann Ronaldo gegen Griezmann.

Humor ist, wenn man trotzdem müllert

Die Frage stellt sich, aber stellt sie sich auch für den DFB? Wir meinen: Eher nein