Dieser Tage hagelte es nach der wenig überzeugenden Vorstellung gegen Italien Kritik von allen Seiten für die belgische Mannschaft. Im Auge des Sturms standen dabei vor allem die “Stars” De Bruyne und Lukaku, die bei der 0:2 Niederlage spielerisch blass blieben. Auch Trainer Marc Wilmots stand in der Kritik, konnte er seinen Edelangriff nicht gewinnbringend einsetzen.
Bei den Iren sah die Vorstimmung ganz anders. Nach einer überzeugenden Leistung konnte man im ersten Gruppenspiel den Schweden ein 1:1 abtrotzen und das sogar mit optischen Vorteilen auf der eigenen Seite. So zeigten sich auch heute in Bordeaux die irischen Fans wieder gesangsfreudig und optimistisch, auch wenn aufgrund der räumlichen Nähe die belgischen Fans natürlich in der Überzahl waren.
Die ersten 15 Minuten des Spiels verlaufen aber ohne große Höhepunkte, Belgien wirkte zwar bemüht seine Leistung gegenüber dem ersten Spiel zu steigern, aber irgendwie spürte man schon die Verunsicherung, die ihnen in den Beinen steckte. Das hatte auch Auswirkungen auf die Kreativität im Spielaufbau, die im Keim erkennbar war, aber noch nicht hervorkommen wollte. Die Iren ihrerseits verteidigten die Angriffsbemühungen der Belgier locker weg, entfalteten aber selbst keine Gefährlichkeit auf des Gegners Tor.
Die Belgier steigerten sich von da an Stück für Stück. In der 17. Minute war es De Bruyne, der einen Freistoß scharf auf den irischen 5-Meter-Raum zieht, an dem Freund und Feind nur knapp vorbeisegeln und keine 4 Minuten später war es Eden Hazard, der aus 14 Metern nach einem Abpraller völlig frei zum Schuss kommt, aber das Leder in den irischen Fanblock statt ins irische Tor befördert.
Großalarm auch in der 25. Minute, als De Bruyne den Ball auf Carrasco chipt, und dieser sofort abzieht. Der Ball landet auf dem Querbalken, Carrasco stellt ihm nach und köpft das Leder ins Netz. Aber der Treffer zählt nicht, da er beim ursprünglichen Zuspiel knapp im Abseits stand, Glück für die Iren.
Belgien blieb in der Folgezeit spielbestimmend, aber konnte zunächst keine Großchancen mehr erzwingen. Kurz vor Schluss, in der 42. Minute, war es dann wieder ein Standard, bei dem es im irischen Strafraum lichterloh brannte. De Bruyne zieht den Ball scharf nach Innen, wo Alderweireld perfekt per Kopf ins linke Eck zielt, aber ein Ire das Spielgerät per Kopf von der Linie kratzt.
Belgien in Hälfte eins klar im Vorteil, ohne das wirklich zählbares herausspringt. Die Iren dagegen sind eher harmlos, kommen nur selten für das belgische Tor und sind einfach zu ungefährlich. Dennoch macht die Abwehr der roten Teufel noch keine überragende Figur.
Nach der Rückkehr aus der Kabine sind es die Iren, die zunächst das Spiel gestalten, aber der Treffer fällt in der 48. Minute auf der anderen Seite. De Bruyne lässt auf der rechten Seite unnachahmlich zwei Gegenspieler stehen und bedient Lukaku in zentraler Position an der Strafraumgrenze. Der Stürmer schaut sich den Keeper aus und setzt den Ball mit links aus 16 Metern links unten ins Eck - Führung Belgien!
Im Anschluss wurde das Spiel mit deutlich mehr Härte geführt. Den Gipfelpunkt provozierte Schiri Cüneyt Çakır in der 55. Minute, als er eine Situation gegen Lukaku nicht abpfiff, dieser verletzt liegen blieb aber weiterspielen lies. Auch die Iren wollten das Leder nicht hergeben, woraufhin etwa 20.000 belgische Fans zum Pfeifkonzert ansetzten.
Abpfiff! 3:0 bei #BELIRL! #BEL jubelt über seinen 1. Sieg bei der #EURO2016. Die Rückkehr des Geheimfavoriten? pic.twitter.com/M369vbJhlT
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Diese wurden in der 61. Minute mit dem 2:0 belohnt. Carrasco wurde auf der rechten Seite nicht attackiert und legt den Ball zurück zu Meunier, der mit seiner Flanke vom Strafraumeck Witsel findet. Mit dem Kopf drückt der Mann von Zenit St. Petersburg den Ball aus acht Metern wuchtig aufs Tor und versenkt das Leder im Netz.
Die Iren gaben sich noch nicht so recht geschlagen, konnten aber nach wie vor keine Torgefahr entwickeln. In der 70. Minute folgte dann ein Bilderbuchangriff mit dem dritten sehr schön anzusehenden Tor des Tages.
Meunier gewann den Ball tief in der eigenen Hälfte auf der rechten Seite und schickte Hazard auf die Reise. Der belgische Kapitän lies O'Shea an der Mittelline ins Leere grätschen und marschierte in vollem Tempo bis zum Strafraum, wo nur noch Clark verteidigte. Im richtigen Moment kommt der Querpass zu Lukaku, der sich frei vor Randolph die Ecke aussuchen kann und links unten einschiebt! Deckel drauf, Spiel gelaufen.
Ungläubige Gesichter bei den irischen Fans #BELIRL pic.twitter.com/EeKffW9Hrc
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Im Anschluss passierte so gut wie nichts mehr. Die Belgier liesen den Iren Platz zum Spielen, was diese wiederum nicht nutzen konnten und so gehen die roten Teufel nach 90 Minuten als verdienter Sieger vom Platz. Die Mannschaft von Wilmots hat nicht nur eine Reaktion gezeigt, sie hat den Fussball gespielt, den man auch schon im ersten Spiel von Ihnen erwartet hat. Damit ist Belgien mehr als nur zurück im Rennen und kann im nächsten Spiel gegen Schweden alles für das Achtelfinale klarmachen. Auch die Iren haben noch die Chance auf das Weiterkommen, müssen dafür aber den Gruppenersten Italien überwinden.
Das war's! #BEL gewinnt hochverdient mit 3:0 gegen #IRL! #BELIRL #EURO2016 pic.twitter.com/zH191m76FH
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