Spielbericht: Belgien gg Italien (0:2)

Spielbericht: Belgien gg Italien (0:2)

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14.06.2016 - 00:24 Uhr

Ausgangslagen sind meistens Schall und Rauch, wenn die berühmten 90 Minuten wirklich gespielt sind. Belgien ging mit einem ganzen Blumenstrauß verheißungsvoller Vorzeichen ins Spiel. Man spielte eine souveräne EM-Quali, war auch bei der WM 2014 erst ist im Viertelfinale unglücklich gegen Argentinien ausgeschieden und hat mit Hazard, de Bruyne und Lukaku und Benteke eine der wertvollsten Offensivabteilungen der kompletten Europameisterschaft.

Dem gegenüber steht Italien, dass eine EM-Quali ohne Niederlage, aber auch ohne großen Glanz spielte. Und auf eine Mannschaft, die mit einem Durchschnittsalter von 28,9 auch als altes Eisen bezeichnet werden kann. Aber genau hier liegt die große Stärke der Italiener - sie sind eine Macht in der Defensive, die immer noch den Fussball spielt, den andere Nationen vor Jahren abgelegt haben. Und so ist es am Ende des Tages oft der lange Ball in die spitze, der für Torgefahr sorgt - das komplette Gegenteil eines Guardiola-Ballbesitz-Spiels.

Und so beginnt das Spiel, wie man es erwarten konnte: Belgien sucht sich Wege durch die italienische Defensive, während diese ruhig abwarten und bei Balleroberung “schnell” umschalten.

Die Belgier agieren dabei immer wieder mit klugen Bällen in den Raum, hohen Bällen an die korrekten Positionen im Strafraum, aber leider fehlt dabei zu oft der eigene Mitspieler. Und so bleiben viele gute Szenen ungenutzt oder entwickeln erst gar keine Gefahr, weil der eigene Mann nicht schnell genug schaltet.

Wie man sein System erfolgreich spielt, zeigten die Italiener dann in der 32. Minute. Bonucci flankt von der Mittellinie!! auf den gestarteten Giaccherini, der das Leder am 16er perfekt runternimmt und aus halblinker Position locker ins lange Eck einschiebt. Die Führung für Italien aus dem Nichts - bis zu diesem Zeitpunkt fand die italienische Offensive schlichtweg nicht statt und dann reicht ein langer Ball um 10 Gegenspieler zu überbrücken und das Tor zu erzielen.

Die Belgier waren im Anschluss völlig von der Rolle, ähnlich wie die deutsche Mannschaft in der Schlussviertelstunde der 1. Halbzeit gegen die Ukrainer und fing sich erst kurz vor dem Pausenpfiff wieder. Zwischendurch hatte Pelle das 0:2 auf dem Kopf, nickte das Leder aber Zentimeter am linken Pfosten vorbei.

Belgien wollte in der zweiten Halbzeit natürlich den Spielstand mindestens egalisieren. Und die Chance dazu bat sich Lukaku in der 53. Minute nach einem schnellen Gegenangriff in Überzahl. De Bruyne legt den Ball in den Lauf von Lukaku, der in halblinker Position frei auf Buffon zugeht. Der italienische Keeper verlässt sein Tor und verkürzt den Winkel, Lukakus Abschluss aus 16 Metern zischt einen Meter übers rechte Kreuzeck!

Auf der Gegenseite überspringt Pelle nach einer Flanke vom rechten Flügel zentral im Sechzehner locker Alderweireld und schließt sehenswert per Kopf ab - Courtois fischt den Ball aus dem linken Eck! Auf beiden Seiten tun sich Lücken auf, minütlich kommt der Ball gefährlich in einen der beiden Strafräume an.

Gut 20 Minuten vor dem Ende sammelten die Belgier nochmal ihre Kräfte. Von Hazard ging im Zentrum deutlich mehr Gefahr aus als noch zuvor auf dem linken Flügel. Immer wieder trieb der Kapitän sein Team an und probierte es mit Tempodribblings durch die Mitte.

Italien konterte nach Ballgewinn über den in der 75. Minute eingewechselten Immobile, der das Leder von der Mittellinie bis an den Strafraum trieb und fulminant mit rechts abschließt. Aber Courtois im belgischen Kasten riß den rechten Arm hoch und lenkte die Kugel über die Latte! Generell verbreitete Immobile, wenn am Ball, immer wieder für Gefahr auf dem Weg zum gegnerischen Tor. Der ein oder andere Dortmund Fan dürfte sich verwundert die Augen gerieben haben.

In der Nachspielzeit passierte es dann: Pelle macht den Deckel drauf und schießt Italien zum Auftaktsieg! Immobile ist der Ausgangspunkt und legt die Kugel aus zentraler Position vor dem Sechzehner nach rechts in den Lauf von Candreva. Der behält die Übersicht und chippt das Leder in die Mitte, wo Pelle die Kugel aus acht Metern volley in die Maschen drischt! Endstand 0:2.

Unterm Strich fand die Belgier über weite Strecken keine Mittel gegen routiniert verteidigende Italiener. Die Squadra Azzurra setzte dagegen immer wieder Nadelstiche, die extrem engagierten Pelle und Eder machten in der Spitze viele Bälle fest und sind abgezockt genug, so ein Spiel für sich zu entscheiden.