Serien aus der Fernsehhölle

Serien aus der Fernsehhölle

Affen, Nazis, Robosaurus

08.08.2013 - 12:30 Uhr

Es gibt gute Serien, es gibt schlechte Serien und es gibt Serien, die mehr mit Naturkatastrophen zu tun haben als mit Fernsehen. Hier unsere Top 3 der wohl krankesten TV-Serien der letzten Jahrzehnte:

3. Mr. Smith

Nein, Mr. Smith ist hier nicht der Mann von Mrs. Smith, aber er geht tatsächlich nach Washington. Der große Unterschied zu Frank Capras legendärem Jimmy-Stewart-Klassiker von 1939: Mr. Smith ist ein Orangutan und heißt zu Beginn der Sitcom von 1983 Cha Cha. Kein Problem, könnte man nun meinen, denn TV-Serien rund um Affen gehen doch eigentlich immer, egal ob sie sich nun mit Tarzan zusammentun oder eine x-beliebige Familienserie minimal aufwerten.

Mr. Smith

Mr. Smith hätte sich in einer TV-Adaption von Planet der Affen eher zuhause gefühlt

Problem nur: Ein Affe allein reichte den Serienmachern nicht aus. Sie wollten mehr und wählten ein geniales Storyrezept aus: Cha Cha wird in einem der üblichen Geheimlabore der US-Regierung ein Mittelchen eingeflößt, durch das er übermenschliche Intelligenz erwirbt. Und das ihm natürlich auch die Fähigkeit verleiht zu sprechen. Aber auch das reicht natürlich nicht: Cha Cha, bzw. Mr. Smith, wird nun auch noch als politischer Berater in Washington eingesetzt.

Nun ist die übliche "Politiker sind Affen"- oder "Politik ist für Affen"-Schiene natürlich durchaus verwertbar, nur verlor die Serie selbst diesen roten Faden häufiger aus den Augen und thematisierte lieber Cha Chas Probleme mit seinem Bruder Bobo, der sich noch traditionell affig verhielt oder auch Cha Chas Liebe zu affigen Ur-Orangutans. Womit die Serie unterm Strich eigentlich nichts weiter bot als Affen. Und damit nach 13 Folgen aus dem Programm genommen wurde, knapp 12,5 Folgen zu spät.

2. Steel Justice

Wenn ihr noch nie von dieser Serie gehört habt, sei euch verziehen, denn über einen Pilotfilm kam dieser spezielle Trümmerhaufen nie hinaus. Der allerdings hatte es in sich: 1992 bot er seinen leicht entsetzten Zuschauern einen mechanischen Dinosaurier, Zeitreisen und leicht rassistisch dargestellte Waffenhändler. Die Serie sollte in der nahen Zukunft spielen, in der - Achtung, 80er-Klischee - die Ozonschicht zerstört worden ist und alle Menschen in dicht besiedelten Megastädten leben. Im Mittelpunkt der "Handlung" steht ein 3000 Jahre alter Zeitreisender, der schon mehrfach die Geschichte manipuliert hat, indem er beispielsweise den Griechen vor Troja zu ihrem Pferd verhalf und den Erbauern die Grundzüge der Statik beibrachte.

In der geplanten Serie dringt er in die Träume des Polizisten David Nash ein, der ein Jahr zuvor seinen Sohn verlor, als dieser von den bereits erwähnten Waffenhändlern erschossen wurde. Der Zeitreisende ist nun der Auffassung, dass Nash die Menschheitsgeschichte verändern kann, da er mit dem kleinen Metall-Dinosaurier seines Sohnes verbunden ist. Und das sehr buchstäblich, denn gegen Ende des Films, als es nach allzu langer Vorrede endlich zum großen Showdown mit den Waffenhändlern kommt, nutzt Nash die Kraft seines Geistes, um besagten Robosaurier zum Leben zu erwecken. Und so ziemlich alles in die Luft zu jagen, was gerade zu finden ist.

Robosaurus in Aktion

Robosaurus mag als TV-Held gescheitert sein, aber im Monstertruck-Bereich ist er noch immer gefragt

Anders formuliert: Steel Justice war quasi wie Flipper oder Fury, nur dass kein Kinderschokolade-Kind die menschliche Hauptfigur sein sollte sondern ein depressiver Polizist und Flipper durch einen autoverschlingenden Robosaurus ersetzt worden war. Ob Michael Bay bereits an einer Kinofassung arbeitet?

1. Heil Honey, I'm Home

Wie ein Blick auf das durchschnittliche TV-Angebot von N.TV, N24 oder Phoenix beweist, gehen Nazis im Fernsehen eigentlich immer. Zumindest solange man einige Grundregeln beachtet: a) Nazi-Witze sind grundsätzlich möglich, aber genau wie Nazis selbst nur schwer vermittelbar. b) Nazi-Helden sind außerhalb von Spielberg-Filmen (oder Sieben Jahre in Tibet) keine echte Option und sollten möglichst vermieden werden. c) Nazi-Satire geht fast immer schief.

Very funny

Die Worte "very" und "funny" wurden selten so falsch verwendet

Im Falle der britischen Sitcom Heil Honey, I'm Home, die 1990 vor dem Hintergrund britischer Befürchtungen eines 4. Reichs nach der deutschen Wiedervereinigung entstand, wurden praktisch alle diese Grundregeln - und noch ein paar Dutzend weitere - komplett ignoriert. Im Mittelpunkt der Handlung standen das Ehepaar Adolf und Eva Hitler und seine Nachbarn, das jüdische Ehepaar Arny und Rosa Goldenstein, die aus nachvollziehbaren Gründen nicht miteinander auskamen.

Schon dieser Euphemismus macht deutlich, wieso diese Serie konzeptionell eine Totgeburt war, denn auch Ironie und Satire machen Völkermord und Weltkriege nicht verdaulicher. Geschweige denn lustig. Positiv zu erwähnen: Mehr als eine Folge von "Heil Honey" wurde selbst im "Don't mention the war"-geprägten Großbritannien nie ausgestrahlt. Sieben weitere bereits gedrehte Folgen verschwanden kommentarlos im Archiv. Oder im nächstgelegenen Container für Geschichtsmüll.

Mehr TV-Trash?

Und jetzt sind wir neugierig: Haben wir eurer Meinung nach eine schlechte Serienidee übersehen? Und was sind eure Favoriten aus der Kategorie "Serien aus der Fernsehhölle"?