Mit James und Miss Sophie ins neue Jahr

Mit James und Miss Sophie ins neue Jahr

Guten Rutsch!

31.12.2013 - 14:13 Uhr

Wie jedes Jahr wollen wir auch 2013 mit dem deutschen Silvesterklassiker schlechthin beschließen: Dem Sketch-Evergreen Dinner for One. Dessen Erfolgsgeschichte war zeitweise sogar im Guinnessbuch zu finden: Bis 1995 fand man Dinner for One dort in der Kategorie "meistwiederholtes TV-Programm". Auch danach wurden James und Miss Sophie allerdings nicht überrundet, sondern nur die Kategorie wurde abgeschafft. Was mit Dinner for One selbst, trotz diverser Modernisierungsversuche, wohl so schnell nicht passieren wird.

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Gehören einfach dazu: James und Miss Sophie

Ursprünglich soll der Sketch bereits in den 20er Jahren von dem Briten Lauri Wylie geschrieben worden sein. Der habe, so geht das Gerücht, seinem wohl größten Erfolg eine Anekdote aus den Memoiren des Privatsekretärs von Königin Viktorias Mann Albert von Sachsen-Coburg und Gotha zugrundegelegt. Darin wird berichtet, die Großmutter von Albert, die Herzogin Sophie Karoline Amalie, habe ihren Geburtstag in ihren späteren Jahren so gefeiert wie Miss Sophie: Umgeben von ihren verstorbenen Freunden, die von einem Diener vertreten wurden. Wylie soll diese Anekdote zu seinem Sketch ausgebaut und - mit Rücksicht auf seine Königsfamilie - alle Verweise aus das Haus Sachsen-Coburg-Gotha entfernt haben.

Ob diese Entstehungsgeschichte einen wahren Kern hat, lässt sich schwer sagen. Aufführungen von Dinner for One sind jedenfalls erst seit 1945 nachweisbar, damals bereits mit unserem heutigen James, Freddie Frinton, in der Hauptrolle. Der gab das Stück damals im Londoner West End und erwarb etwa im Jahr 1950 sämtliche Rechte an Miss Sophies 90. Geburtstag, mit dem er fortan auf Englandtournee ging. Nicht so gut erging es hingegen Wylie, der 1951 einsam, verlassen und verarmt in seinem Wohnmobil zu seinem Schöpfer abberufen wurde.

Völlig fertiggestellt war Dinner for One aber selbst 1950 noch nicht: Zu dieser Zeit wurde das Stück noch mit bis zu 5 toten Gästen gegeben, und auch das berühmte Tigerfell hatte sich noch nicht in Miss Sophies Speisezimmer verirrt.

Dem deutschen Publikum wurde Dinner for One erstmals im Jahre 1961 vorgestellt, damals in der Schlager- und Unterhaltungssendung "Lassen Sie sich unterhalten", die live und damit leider auch ohne Aufzeichnungen über den Äther ging. Und unsere heutige Fassung? Stammt aus dem Jahr 1963 und hatte so gar nichts mit Silvester zu tun: In Peter Frankenfelds Unterhaltungsshow "Guten Abend, Peter Frankenfeld" wurde der Sketch erstmals im März gezeigt und dann am 8. Juli 1963 live gespielt und aufgezeichnet.

Ein Silvesterklassiker wurde Dinner for One jedoch erst Jahre später: Nach einigen Wiederholungen zu verschiedensten Sendeterminen nahm der Norddeutsche Rundfunk die Frankenfeld-Aufzeichnungen an Silvester 1972 ins Programm. Und wiederholte den Sketch von da an jedes Jahr, bis auch andere dritte Programme auf den Dinner-for-One-Kurs einschwenkten.

Seither gibt es eine nachkolorierte Fassung aus dem Jahr 1999, eine dänische Version zum 80. Geburtstag von Miss Sophie, an dem ihre Gäste noch am Leben sind, Versionen in Kölsch und Plattdeutsch, eine rheinhessische Fassung, ein Puppenspiel, eine Version mit dem KIKA-Brot Bernd, eine TV-Total-Version mit Elton als Tigerfell und diverse weitere mehr.

Und der Preis des Geburtstags? Beläuft sich laut einer aktuellen Untersuchung der Allianz jedes Jahr auf 2120 € für die Reinigung der Tischdecke, des Fußbodens, den Ersatz des fliegenden Hähnchens und vor allem für die Reparatur des antiken Tigerfells. Interessantes Detail an dieser Schadenssumme: Verdoppelt man sie, landet man ungefähr bei dem DM-Betrag, den Freddie Frinton und May Warden für ihren Auftritt im NDR erhielten. Und da soll noch jemand von Zufällen sprechen.

Ganz ohne Zu- und sonstige Fälle wünschen wir euch einen guten Rutsch mit James, Miss Sophie und dem Tiger und ein wunderbares neues Jahr!