Es gibt Genres, die immer wieder gerne totgesagt werden, bevor sie sich neu erfinden: Der Western zählt dazu, der zuletzt als Thriller (wie in Quentin Tarantinos The Hateful Eight) oder Science-Fiction-Szenario (wie in Firefly oder Cowboys & Aliens) zurückkehrte, aber auch der Film Noir, dessen korrupte Figuren, schmutzige Geheimnisse und prägnante Bildsprache von Film- und TV-Machern immer wieder gerne eingesetzt wird.
Momentan feiert dieser Film Noir in Form von Gotham Erfolge, der atmosphärischen Thrillerserie über Batmans kaputte Heimatstadt, bevor der Dunkle Ritter dort begann, unter den kriminellen Elementen aufzuräumen, bzw. neue hervorzubringen. Gotham im Noir-Stil umzusetzen, lag dabei natürlich nahe, wurde Batman doch bereits von seinem Schöpfer als Superdetektiv in eine Noir-Stadt verpflanzt. Nicht so nahe lag der Einsatz des Noir-Stils in einer modernen Highschool, doch gerade dort konnte er sich Anfang der 2000er ungeheuer gekonnt entwickeln.
In der Highschool-Soap-Teenie-Krimiserie Veronica Mars von Rob Thomas (iZombie, 90210) ermittelte Kristen Bell als Titelfigur im Mordfall ihrer besten Freundin und deckte dabei korrupte Beziehungsnetze nicht nur in ihrer kalifornischen Noir-Heimatstadt auf, sondern auch an ihrer eigenen Schule. Thomas' Serie gelang dabei der Spagat zwischen dem aus anderen Teenie-Serien bekannten Schuldrama mit seinem Herzschmerz und Mobbing und ernsten Kriminalfällen, die vom Drogenhandel über Kindesmissbrauch bis zu mehrfachem Mord reichten.
Veronica Mars ermittelt; Quelle: Warner Bros.
Die Serie setzte im vorletzten Schuljahr der Protagonistin ein und scheiterte letztlich am Sprung von der Highschool zum College, sodass sie nach 2 starken Schul-Staffeln und einer eher unausgeglichenen College-Staffel 2007 eingestellt wurde. Doch dies war, dank engagierter Fans und für ihre Figuren und Geschichten begeisterter Serienmacher und Darsteller, nur der Anfang.
2014 starteten die Macher ein Kickstarter-Projekt, um Veronica Mars als Film fortzusetzen, bzw. abzuschließen. In nur 11 Stunden kamen dabei 2 Millionen US-Dollar via Crowdfunding zusammen; am Ende spendeten über 90.000 Fans der Serie 5,7 Millionen Dollar, um den Film zu finanzieren. An der Kinokasse erwies sich der fertige Film, der alle ehemaligen Seriendarsteller zusammenholte und in knapp 2 Stunden eine abgeschlossene Geschichte erzählt, als relativer Reinfall, doch die Fanreaktionen waren durchweg positiv.
So endete die Geschichte von Veronica Mars selbst hier nicht: Zunächst schrieb Serienentwickler Rob Thomas 2 Kriminalromane, die an das Ende des Films anknüpften und die Erzählung stilecht weiterführten. Und nun steht sogar die Rückkehr von Veronica Mars auf den Fernsehschirm bevor.
Das US-Videoportal Hulu, hinter dem Studios wie Time Warner, Disney und Universal stecken, entwickelt eine 8teilige Miniserie, die sich gerüchteweise um die Suche nach einem Serienkiller drehen soll. Wie schon beim Kinofilm werden auch hier viele Originaldarsteller in ihre Rollen zurückkehren. Dazu kommen neue Figuren, die sich in jedem Dashiell-Hammett- oder Raymond-Chandler-Roman zuhause fühlen würden, darunter Auftragsmörder eines mexikanischen Drogenkartells, korrupte Immmobilienhaie, Nachtklubbesitzer, gnadenlose Polizisten und jene Schönen und Reichen, die schon in der Originalserie und im Kinofilm regelmäßig Klassenkämpfe und Intrigen befeuerten.
Veronica Mars' neueste Serie wird voraussichtlich im kommenden Jahr veröffentlicht. Fortsetzung angesichts der wechselhaften Vergangenheit: Mehr als wahrscheinlich.